Smitheries and Foundries Best Available Techniques Reference Paper (SF BREF)
Im Jahr 2019 wurden auf europäischer Ebene zwei Prozesse gestartet, die die Anforderungen an die Betriebe der Massivumformung im Zuge von Genehmigungsverfahren, aber auch im laufenden Betrieb, deutlich verschärfen könnten. Von Gesenkschmieden über Kaltfließpresser bis hin zu Freiformschmieden:
- Im „Smitheries and Foundries Best Available Techniques Reference Paper“ (SF BREF) werden beste verfügbare Techniken zur Emissionsreduzierung (aktuelle Betrachtung: Lärm, Erschütterung, NOx- und CO-Ausstoß sowie spezifische CO2-Emission) ermittelt und ggfs. Grenzwertbereiche für die genannten Emissionsfaktoren definiert. Diese sind innerhalb von einem Jahr in die jeweilige nationale Gesetzgebung zu übernehmen und innerhalb der folgenden vier Jahre in allen Betrieben einzusetzen. Auch für bestehende Anlagen.
- Die „Industrial Emissions Directive“ (IED) bildet den regulatorischen Rahmen für die Erstellung von BREFs und definiert die davon betroffenen Industrien und den jeweiligen Geltungsbereich. Aktuell sind als IED-Anlagen aus der Massivumformung nur Hammeranlagen mit über 50 kJ Schlagenergie und gleichzeitig einer Wärmeleistung von über 20 MW betroffen.
Bewertung durch IMU und EUROFORGE
Der deutsche Industrieverband Massivumformung (IMU) und der europäische Schmiedeverband EUROFORGE sind von Anfang an in Kontakt zu den entsprechenden Behörden und begleiten die genannten Prozesse als Gesicht und Stimme unserer Branche.
Ende Februar wurde nun der erste Entwurf der SF BREF veröffentlicht und der „Technical Working Group“ (TWG), an der auch EUROFORGE teilnimmt, vorgestellt. Die Sichtung durch die von EUROFORGE gebildeten Task Force aus Branchenexperten führte zu der Erkenntnis, dass die Gesamtqualität des Dokuments bzgl. der Beschreibung der technischen Prozesse und Zusammenhänge schwach und die Herleitung der vorgeschlagenen BVT und entsprechender Grenzwerte (BAT-AE(P)L) größtenteils nicht nachvollziehbar aus den Daten der vorangegangenen Fragebogensammlung abgeleitet sind. In Laufe der Kommentierungsphase bis Ende April wurden daher von der EUROFORGE Task Force über 280 Kommentare eingereicht.
Im weiteren Verlauf wird die SF BREF nun auf Basis der Kommentare überarbeitet und in einem zweiten Datenworkshop in der TWG die Festlegung der Grenzwerte besprochen. Die Vorlage der finalen Version der SF BREF ist von der EU-Kommission für 2023 geplant.
Der Vorschlag der EU-Kommission zur Anpassung der IED sieht eine dramatische Ausweitung des Geltungsbereiches der Richtlinie im Bereich der Massivumformung vor. Aus Sicht der Massivumformindustrie enthält sie den “Worst case”. EUROFORGE Eingaben und Informationen im Rahmen der durchgeführten „Open Public Consultation“ (OPC) und im „Targeted Stakeholder Survey“ (TSS) finden sich im Vorschlag nicht wieder. Auch kleine Hammeranlagen ab bereits 20 kJ und zusätzlich Pressen ab 1.000t sollen, ohne Bezug zur Wärmeleistung des Betriebes, im zukünftigen Geltungsbereich der IED berücksichtigt werden. Statt aktuell 5-7 betroffenen Betrieben in Europa wären mit einem Schlag ca. 500 Betriebe in ganz Europa als „IED-Anlage“ gekennzeichnet und mit deutlich verschärften Anforderungen an Anlagentechnik und Bürokratie konfrontiert.
Unklar ist noch, ob und in welchem Umfang dies schon auf den aktuelle SF BREF ausstrahlt und auch wie die weitere politische Roadmap (EU-Parlament, EU-Rat, Trilog) geplant ist.
Im Netzwerk gemeinsam aktiv
IMU und EUROFORGE sind bereits auf politischer Ebene aktiv. Der Industrieverband Massivumformung hat eine erste Stellungnahme gegenüber dem Bundesverband der Deutschen Industrie BDI und dem Bundeswirtschaftsministerium BMWK abgegeben. Das EUROFORGE Board hat beschlossen, eine Lobbying-Beratung auf europäischer Ebene zu beauftragen, um die Erweiterung des Geltungsbereichs einzudämmen und unter die Voraussetzung einer Bündelung von hoher Schlagenergie / Presskraft mit nennenswerter Wärmeleistung des Betriebes zu stellen. Aktivitäten auf Ebene der Mitgliedsländer werden zwischen den EUROFORGE Mitgliedern koordiniert. Auch der IMU Vorstand hat eine Verstärkung der politischen Aktivitäten des Verbandes in diesem Feld beschlossen. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM unterstützt den Prozess.
Zum weiteren Verlauf und den Möglichkeiten der inhaltlichen und kommunikativen Beteiligung der Mitgliedsunternehmen an der Bearbeitung der Themen informieren wir zeitnah.
Ansprechpartner IMU/EUROFORGE: Tobias Hain, hain@massivumformung.de