SF BREF Final Meeting in Sevilla mit gemischtem Fazit - EUROFORGE legt Protest ein

In der Woche 26.-30. Juni traf sich die Technical Working Group zum Abschluss des fast 5-jährigen SF BREF-Prozesses in Sevilla, um final über das Dokument und die für die Schmiedeindustrie formulierten „Besten verfügbaren Techniken“ BAT sowie die abgeleiteten Grenzwerte AEL / AEPL zu beraten. Nicht alle EUROFORGE-Punkte wurden aber überhaupt auf die Agenda genommen.

Am Ende dieser Abschlusswoche des „Smitheries and Foundries Best Available Techniques Reference Paper“-Prozesses (SF BREF) stand für die Schmieden trotz zwischenzeitlich guter Verhandlungsergebnisse eine Enttäuschung: nur vier der von EUROFORGE angezeigten acht wichtigen Anpassungspunkte wurden in der Konferenz überhaupt besprochen. Eine Verlängerung der Sitzung – ggfs. auch per Webmeeting in der Folgewoche – wurde vom verantwortlichen Sevilla-Büro abgelehnt.

Nachdem EUROFORGE den Prozess über den langen Zeitraum trotz geringer zahlenmäßig geringer Betroffenheit in der Branche (in ganz Europa nur 5-7 Betriebe mit Schmiedehämmern > 50 kJ und einer fossilen Wärmeleistung > 20 MW) konstruktiv und mit hohem finanziellen wie persönlichem Einsatz begleitet hatte, wurde die Verweigerung der Behandlung der verbleibenden kritischen Punkte auf der „Zielgraden“ von den beteiligten EUROFORGE-Vertretern als der Bedeutung des Prozesses nicht angemessen empfunden.

Was hat EUROFORGE erreicht?

In den vier Punkten, die am zweiten Tag des Final Meetings auf der Agenda standen, wurden zunächst gute Verhandlungsergebnisse erreicht und sichergestellt, dass die zukünftigen Auflagen durch die Industrie erfüllbar sind:

Erster Diskussionspunkt, der den Schmiedesektor betraf, war das Thema „Energieeffizienz“ (BAT 45). Hier wurde erreicht, dass für die genannte Technik „Vorwärmung der Verbrennungsluft“ die Einschätzung einer „generellen Anwendbarkeit“ gestrichen und in „Die Anwendbarkeit auf bestehende Anlagen kann eingeschränkt sein durch Platzmangel für den Einbau von regenerativen Brennern“ geändert wurde. Zusätzlich wurde die als zukünftiger Grenzwert vorgeschlagene Bandbreite für den spezifischen Energieverbrauch auf Werksebene von ursprünglich 1.700 – 4.000 kWh/t deutlich ausgeweitet auf 1.700 – 6.500 kWh/t und als „Indikativer Wert“ entschärft. EUROFORGE hatte argumentiert, dass die Produktionsstrukturen in der Industrie sehr unterschiedlich sind und die Datenlage aus der erfolgten Datensammlung keine harte Grenzwertdefinition zulässt.

Ein zweiter Anlass für intensive Diskussionen waren die Vorschläge des Sevilla-Büros zum Thema „diffuse Luftemissionen“. Hier war wichtig, dass die Einhausung von Lagerflächen aus der Aufstellung der BAT 49 gestrichen wurde. Zudem wurde die zweite vorgeschlagene Technik, die Anforderungen bzgl. der Einhausung oder Installation einer Absaugvorrichtung von bzw. an allen Prozessen entlang der Wertschöpfungskette der Massivumformung (Erwärmung, Umformen, Wärmebehandlung und Nachbearbeitung) enthielt, korrigiert und auf Strahlanlagen reduziert.

Bei der BAT 50, „kanalisierte Luftemissionen“ ging es vor allem um die Anpassung der vorgeschlagenen Grenzwertbandbreite für den NOx-Ausstoß. Diese wurde am Ende der Diskussion auf 100-250 mg/Nm³ angepasst, bei einem Sauerstoffreferenzwert von 3%. Dabei darf der obere Grenzwert auf 350 mg/Nm³ ausgedehnt werden, wenn rekuperative oder regenerative Brenner verwendet werden. Hier war es besonders wichtig, den unteren Grenzwert in einen realistischen Bereich zu bringen, da dieser in der revidierten „Industrial Emissions Directive“ IED, die das Rahmenwerk für die BREF-Prozesse bildet, zukünftig eine wichtige Rolle spielen wird.

Schließlich wurde in der Diskussion zu BAT 48 „Monitoring von Luftemissionen“ erreicht, dass zukünftige Messungen bei IED-Anlagen nicht kontinuierlich (bei über 15 kg/h Massenstrom) oder alle 6 Monate (bei über 1 kg/h Massenstrom) sondern unabhängig vom Massenstrom nur einmal jährlich durchzuführen sind. Zudem war wichtig, dass dieser für jeden Luftausgang einzeln und nicht – wie zunächst vorgeschlagen – über alle Ausgänge addiert ermittelt wird.

Welche Themen wurden nicht behandelt?

Der Vorauswahl durch das Sevilla-Büro und den ausufernden Diskussionen zu Themen der Gießereiindustrie fielen am Abschlusstag vier für die Schmiedeindustrie bedeutsame Themen zum Opfer und wurden im Rahmen der Sitzung enttäuschenderweise nicht diskutiert:

Beim Thema „Reduzierung von Emissionen in Boden und Grundwasser“ (BAT 4) sind sechs Techniken aufgeführt, die nach Sicht des Sevilla-Büros alle eingesetzt werden sollen. Insbesondere die geforderte Einrichtung von separaten Rohmaterial- und Schrottlagern auf undurchdringlichem (z.B. betoniertem) Grund, die Überdachung von Rohmaterial- und Schrottlagern und der Einbau von Drainagen sowie Umrandungen um das gesamte Werk stellen nicht nur einen erheblichen Investitionsbedarf dar sondern erfüllen keinen wirklichen Umweltnutzen. EUROFORGE hatte sich im Vorfeld schriftlich scharf gegen diese Regelung ausgesprochen.

Auch die Vorschläge zu „OTNOC – Umgang mit anderen als normale Produktionsbedingungen“ (BAT 5) bringen eine große Anzahl neuer Anforderungen bzgl. Analyse, Dokumentation, Monitoring und Berichtung für die Industrie mit sich. EUROFORGE hatte im Vorfeld angemerkt, dass das Thema OTNOC für Schmieden überhaupt keine Rolle spielt, da in den Prozessen keine riskanten Chemikalien verarbeitet werden und kein kritisches Equipment eingesetzt wird.

Auch die Ausführungen zu „Materialeffizienz“ (BAT 46) enthalten nicht nur Korrekturbedarf bzgl. falscher Begriffe und Beschreibungen, auf die EUROFORGE im laufenden Prozess wiederholt hingewiesen hatte, sondern auch technisch sinnlose oder nicht umsetzbare Techniken wie ein zentrales Verteilsystem für Kühl- und Schmierstoffe in Gesenkschmieden oder den Wiedereinsatz von Schrott. EUROFORGE hatte im Vorfeld wiederholt auf die fehlerhaften Darstellungen verwiesen, was aber durch das Sevilla-Büro nicht berücksichtig worden war.

Ein besonders kritisches Thema stellt der Teil zu „Vibrationen“ (BAT 47) dar. Hier fordert das Büro zukünftig eine Vibrationsdämpfung durch dämmungsmatten oder sogar federgedämmte Fundamente für alle existierenden Anlagen. EUROFORGE hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass eine solche Installation nur bei Neuanlagen oder im Rahmen einer Generalüberholung des Fundaments darstellbar seien, da ansonsten enorme Investitionen und ein mehrmonatiger Produktionsausfall drohe. Auch diese Argumente wurden im Vorfeld aber nicht angenommen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die inhaltliche Diskussion ist aus Sicht des Sevilla-Büros nach Abschluss der Final Week abgeschlossen. Die nicht diskutierten Punkte werden daher bis zum „Final Draft“ nicht mehr angepasst.

EUROFORGE hat noch im Verlauf der Sitzung dagegen Protest eingelegt und zu allen nicht behandelten Punkten sogenannte „abweichende Ansichten“ hinterlegt, um sich klar von den nicht verhandelbaren Ergebnissen zu distanzieren.

Die „abweichenden Ansichten“ werden bis 31. Juli ausformuliert und inhaltlich unterlegt, um sicherzustellen, dass diese im finalen Entwurf, der im Herbst 2023 erstellt wird, dokumentiert werden.

Sie werden dann in dem beratenden europäischen Gremium, in das der finale Entwurf voraussichtlich im ersten Quartal 2024 geht und in dem EUROFORGE Mitglied ist – dem „Article 13 Forum“ – eingebracht werden. Über das EUROFORGE-Netzwerk werden die Positionen vorher auch an die betroffenen nationalen Behörden weitergeleitet, die an diesem Gremium ebenfalls teilnehmen.

Hier besteht noch einmal die letzte Chance, die von uns als kritisch gewerteten Punkte anzupassen und so die SF BREF für die Schmiedeindustrie zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.

Nach der abschließenden Notifizierung der Richtlinie durch das „Article 75 Forum“ im ersten Halbjahr 2024 muss diese innerhalb eines Jahres in den Mitgliedsländern umgesetzt werden und ist dann sofort für Neugenehmigungen und innerhalb von 4 Jahren auch für Bestandsanlagen der betroffenen Industrie verbindlich.

Vielen Dank an die Teilnehmer der EUROFORGE SF BREF Task Force, die während der Laufzeit des Prozesses die Bearbeitung durch ihre fachkompetenten Inputs, ihre Beiträge im Rahmen der Datensammlung und zuletzt durch die aktive Teilnahme an dem Abschlusstreffen in Sevilla unterstützt und für die Belange der Branche gekämpft haben!

Gruppenaufnahme der SF BREF Technical Working Group beim Final Meeting in Sevilla mit den EUROFORGE-Vertretern Gabriele Klein, Dr. Roman Diederichs, Ignacio Mosqueria, Luis Ruiz-Minguela und Tobias Hain.