Nachbericht zum Treffen des Arbeitskreises Umformtechnik 4.0/KI

Am 20. November 2025 fand das Treffen des Arbeitskreises Umformtechnik 4.0/KI am Sitz des Verbandes in Hagen an der Goldenen Pforte statt. Das Treffen war mit über 50 Teilnehmern aus den Schwesternverbänden Industrieverband Massivumformung und Industrieverband Blechumformung ausgezeichnet gut besucht.

Nach der Begrüßung durch Herrn Prof. Michael Marré (Fachhochschule Südwestfalen) und den kartellrechtlichen Hinweisen folgte eine Reihe von Fachvorträgen zur praktischen Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Massiv- und Blechumformung.

Den Auftakt machte Herr Dr. Sebastian Goderbauer von der gapzero GmbH mit seinem Vortrag „Planungs-KI in der Wärmebehandlung: Optimierte Ofenchargen und Anlagenbelegungen auf Knopfdruck". Anhand des Beispiels der Karl Diederichs GmbH & Co. KG (Dirostahl) zeigte er, wie Planungs-KI in Kombination mit mathematischer Optimierung ein komplexes Planungsproblem in der Wärmebehandlung lösen kann. Die KI-gestützte Lösung ermöglicht eine optimale Belegung der Öfen mit Bauteilen unter Berücksichtigung diverser Rahmenbedingungen wie Lieferterminen, erforderlichen Wärmebehandlungen, Verfügbarkeit der Öfen und verfügbarem Platz – ein Bereich, in dem die manuelle Planung schnell an ihre Grenzen stößt.

Herr Sven Porepp von der PlockControl GmbH präsentierte anschließend das Potenzial digitaler Zwillinge in der Fertigungsüberwachung. Durch automatische Inlinemarkierung und Inlinevermessung wird für jedes einzelne produzierte Blechbauteil – ohne zusätzlichen Prozess – ein digitaler Zwilling erstellt. Damit einhergehend wurde das Konzept eines digitalen Produktpasses für Bauteile und des Vormaterials vorgestellt, das neue Möglichkeiten in der Rückverfolgbarkeit und Qualitätssicherung eröffnet.

Einen unterhaltsamen und informativen Vortrag zum EU-AI-Act bot Herr Prof. Göbel. Er führte die Teilnehmer auf anschauliche Weise in die Regulierung künstlicher Intelligenz ein und verdeutlichte insbesondere die Anwendungsbreite sowie die Abgrenzung zwischen „einfachen" und hochrisiko-KI-Systemen – ein wichtiges Wissen für Unternehmen, die KI-Lösungen entwickeln oder einsetzen.

Um ein Stimmungsbild zum Status quo und zur geplanten Nutzung von KI in den Unternehmen zu erhalten, wurde eine Umfrage unter den Teilnehmern durchgeführt. Das Ergebnis zeigte ermutigend: Die Mehrheit der Teilnehmer hat bereits konkrete Schritte in Richtung KI-Nutzung unternommen und befindet sich aktuell in einem aktiven Prozess der Implementierung und Nutzbarmachung dieser neuen Technologie. Gleichzeitig wurde deutlich, dass noch viel zu tun ist und zahlreiche unbeantwortete Fragen verbleiben. Insbesondere bei der praktischen Umsetzung müssen erhebliche Hürden überwunden werden – vor allem im Bereich Personal, Organisation und bestehender Prozesse. Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass die erfolgreiche Integration von KI in bestehende Strukturen eine ganzheitliche Herausforderung ist, die über reine Technologie hinausgeht.

Herr Plutz von Maintastic stellte ein KI-gestütztes kollaboratives Computerized Maintenance Management System vor. Die Lösung bietet umfassende Funktionen wie digitalisierte Instandhaltungsaufträge und Ticketing, strukturierte Anleitungen für Standardoperativer Verfahren (SOPs), Integrations- und Automatisierungsmöglichkeiten in bestehende Betriebssysteme sowie Remote Support – alles mit KI-Unterstützung für optimierte Instandhaltungsprozesse.

Herr Angermeier von ZEISS präsentierte verschiedene optische Systeme zur Qualitätssicherung in der Fertigung. Neben der ZEISS ScanBox wurden der Einsatz optischer Messtechnik im Werkzeug- und Gesenkbau sowie die innovative Technologie des Virtual Clamping – das klassische Messvorrichtungen ersetzen kann – vorgestellt.

Im Rahmen einer Ideenwerkstatt (TOP 8) tauschten sich die Teilnehmer in vier Arbeitsgruppen über aktuelle Problem- und Lösungsideen aus. Diese Diskussionen werden bei weiteren Arbeitskreistreffen wieder aufgegriffen und vertieft. Die gesammelten Ideen werden ausgewertet und den Teilnehmern zur Verfügung gestellt. 

Ein besonderes Highlight war der intensive persönliche Austausch vor Ort. Nach dem letzten online durchgeführten Arbeitskreistreffen, bei dem der direkte Austausch zwischen den Teilnehmern zu kurz gekommen war, zeigte sich diesmal die volle Wertschätzung für den persönlichen Kontakt und die Möglichkeit des unmittelbaren Netzwerkens.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Referenten und Teilnehmern für ihre wertvollen Beiträge und den offenen, konstruktiven Austausch. Das nächste Treffen des Arbeitskreises Umformtechnik 4.0/KI wird voraussichtlich im April 2026 stattfinden.