Nach einer kurzen Begrüßung eröffneten die Referenten Herr Schultz und Herr Brink, Schlager Industrieofenbau GmbH das Thema Elektrifizierung von Thermoprozessen in der Massivumformung. Die Elektrifizierung von gasbeheizten Thermoprozessanlagen gewinnt in der Massivumformung zunehmend an Bedeutung, insbesondere in Bereichen wie der Wärmebehandlung, dem Freiform- und Gesenkschmieden. Elektroheizungen haben einen deutlich höheren Wirkungsgrad von über 95 % im Vergleich zu gasbasierten Systemen, die oft nur etwa 67 % erreichen, wodurch Energieverluste erheblich reduziert werden können. Ein großes Problem stellt jedoch die Netzversorgung dar, da der notwendige elektrische Anschluss oft erst nach Jahren verfügbar ist, und zudem fehlt es häufig an ausreichend Fläche für leistungsstarke Elektroanlagen. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umstellung ist der Umbau eines gasbeheizten Durchlaufofens für Stahlplatinen, bei dem eine Elektroheizung mit 160 kW sowie bessere Isolierung und Schutzgasatmosphäre zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führten. Dennoch gibt es technische Grenzen, insbesondere bei Hochtemperaturprozessen wie in Schmiede-Herdwagenöfen mit 1.250 °C, wo Elektroheizungen aktuell noch nicht die gleiche Leistung wie Gasbrenner erreichen. Die Zukunft der Elektrifizierung liegt daher in einer optimierten Hybridstrategie, bei dem Strom dort genutzt wird, wo es möglich ist, und Gas nur noch dort eingesetzt wird, wo es derzeit technisch nicht anders realisierbar ist, um langfristig eine CO₂-neutrale Produktion zu ermöglichen.
Im weiteren Verlauf des Round Table fand ein Erfahrungsaustausch zur Elektrifizierung von Thermoprozessen statt. Es zeigte sich, dass dieses Thema weiterhin mit diversen Herausforderungen verbunden ist. Besonders die hohen Investitionskosten sowie die Anforderungen für staatliche Förderungen und eine zuverlässige Stromversorgung wurden als zentrale Probleme identifiziert. Auch die Volatilität der Strompreise stellte ein erhebliches Risiko dar. Zudem wurde deutlich, dass viele Teilnehmer sich bisher noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben oder in ihren Unternehmen keine geeigneten Anwendungsfälle sehen.
Als zweiten Referenten gab Herr Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik, WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung ein Update zum Energiemarkt und -politik. Die Bundesregierung plant Entlastungen für Industrie und Verbraucher, darunter eine Senkung der Stromsteuer, eine Halbierung der Übertragungsnetzentgelte und eine Ausweitung der Strompreiskompensation für energieintensive Unternehmen. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sollen bis 2030 bis zu 20 GW neue Gaskraftwerke entstehen, während der Ausbau erneuerbarer Energien, Speicherkapazitäten und Netzinfrastrukturen forciert wird. Der Affordable Energy Action Plan der EU-Kommission sieht acht Maßnahmen vor, darunter die Senkung der Energiekosten, eine effizientere Netzinfrastruktur und die Entkopplung der Strompreise vom Erdgaspreis. Zudem werden strukturelle Änderungen im Energiemarkt gefordert, um den Wettbewerb zu erhöhen, Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und langfristige Energielieferverträge für Unternehmen zu erleichtern. Abschließend betont die Präsentation, dass der energieintensive Mittelstand dringend finanzielle Entlastungen benötigt, insbesondere durch eine Reduzierung der Netzentgelte und der Energieabgaben.
Im abschließenden Vortrag präsentierten Frau Rothhöft, Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik und Herr Peddinghaus, Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Leibniz Universität Hannover das Thema Wärmeprozess und Energieeffizienz und stellten dabei die Ergebnisse aus dem EMMA-Netzwerk vor. Das Netzwerk umfasst zahlreiche Industrie- und Forschungspartner, die gemeinsam innovative Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Elektrifizierung von Wärmeprozessen entwickeln. Wichtige Maßnahmen umfassen die Entwicklung neuer Erwärmungsverfahren, den Ersatz gasbetriebener Heiztechnologien durch elektrische Systeme sowie die Nutzung erneuerbarer Energien zur Dekarbonisierung der Produktion. Besonders hervorzuheben sind Projekte wie elektrische Hochleistungsprozessgaserhitzer als Retrofitlösungen, kombinierte Erwärmungsverfahren zur Effizienzsteigerung und konduktive Bauteilerwärmung zur Senkung des Energieverbrauchs.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und Referenten. Die nächste Sitzung des IMU Energie Effizienznetzwerk ist für Juni / Juli 2025 erneut als Webmeeting geplant. Die Terminkoordination erfolgt zeitnah.
IMU-Ansprechpartner:
Sinthujan Apputhurai, sapputhurai(at)massivumformung.de
Nicole Hening, nhennig(at)massivumformung.de