Liebe Massivumformer,
unsere Produkte zeichnen sich durch Belastbarkeit, Langlebigkeit und Höchstleistungsfähigkeit aus. Die Belastungsgrenzen unserer Branche wurden bereits im Zuge der multiplen Krisen der Jahre 2020 bis 2023 wiederholt geprüft. In 2024 wurden diese weiter strapaziert!
Kritischer Mix aus Kostendruck und Auftragsschwäche in 2024
Nach dem Abbau der im Rahmen der Lieferengpässe entstandenen Auftragsbestände im Laufe 2023, setzte sich der Einbruch der Auftragseingänge in den Hauptabnehmerbranchen in 2024 fort. Ursache war die sich manifestierende strukturelle Krise in den Bereichen Automotive – insbesondere Elektromobilität - und Maschinenbau. Im Laufe des Jahres erreichten uns immer neue Nachrichten von Personalabbaumaßnahmen auf Seiten unserer Kunden (OEMs und 1st Tiers). Lediglich in den Marktsegmenten Aerospace, Defense und Energy gab es positive Marktentwicklungen.
Gleichzeitig kämpften die Unternehmen der Massivumformung mit deutlichen Kostennachteilen in den Bereichen Energie und Material, in denen zwar kein weiterer Anstieg zu verzeichnen war, das Niveau jedoch deutlich über dem der Jahre bis 2020 und signifikant über dem der europäischen und internationalen Wettbewerber lag. Durch die hohen Tarifabschlüsse der Inflationsjahre 2022 und 2023, gepaart mit gestiegenen Krankheitsquoten und einem deutlichen Anstieg von unproduktiven Arbeitsanteilen aufgrund deutscher und europäischer Überregulierung drückten zusätzlich hohe Personalkosten auf die Wettbewerbsfähigkeit.
In der Folge befinden sich aktuell einige Unternehmen unserer Branche in einer kritischen wirtschaftlichen Situation. Kurzarbeit bis hin zu nachhaltigen Personalanpassungen werden vielerorts ergriffen, um dem schwächeren Marktniveau Rechnung zu tragen.
Die gescheiterte Bundesregierung war nicht in der Lage, sich auf eine wirksame Industriestrategie zu verständigen. Bis nach der geplanten Neuwahl in 2025 ist mit keinen Entlastungen für die mittelständische energieintensive Industrie zu rechnen, die zu längerfristiger Planungs- und damit Investitionssicherheit führen könnten.
Licht am Ende des Tunnels in 2025?
Die Prognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sehen für Deutschland nach zwei rezessiven Jahren auch für 2025 keine merkliche wirtschaftliche Belebung. Das IMU-Stimmungsbarometer zeigt im vierten Quartal mit 45% sogar eine deutlich eingetrübte Beurteilung der aktuellen Lage sowie eine weiterhin negative Geschäftserwartung für die kommenden 3 bis 6 Monate (58 bzw. 48 Prozent der Befragten) auf.
Der Ausblick auf 2025 verspricht zwar durch die moderaten Tarifabschlüsse eine stabilisierte Kostensituation, allerdings fehlen positive Impulse bezüglich der sonstigen Rahmenbedingungen. Es bleibt zu hoffen, dass nach der gerade abgeschlossenen Neubildung der europäischen Kommission und der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar eine schnelle Regierungsbildung spätestens in der zweiten Jahreshälfte entschlossene politische Entscheidungen zur Unterstützung der deutschen und europäischen Wirtschaft ermöglicht.
Auch aus den Märkten sind vorsichtige Signale einer Stabilisierung, vielleicht sogar einer leichten Erholung, ab dem zweiten Halbjahr 2025 zu spüren. Somit heißt es aktuell „durchhalten“ und die in den letzten Jahren gezeigte Langlebigkeit unserer Branche weiter unter Beweis stellen.
Dein IMU - aktiv in Berlin und Brüssel!
Vor dem Hintergrund der angespannten Marktsituation, immer weiter zunehmender regulativer Belastungen und einer fehlenden stringenten deutschen und europäischen Industriepolitik war der Industrieverband Massivumformung im Netzwerk mit dem Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM und dem europäischen Schmiedeverband EUROFORGE auch in 2024 vielfältig zur Unterstützung unserer Mitglieder aktiv:
- Aktuelle Information der Mitglieder über Marktentwicklungen, deren Hintergründe und Auswirkungen
- Handreichungen und Schulungen zur Betroffenheit von neuen regulativen Anforderungen und zu Entlastungsmöglichkeiten
- Appelle an Kunden zur gemeinschaftlichen Lösung der Situation in Abkehr von den jahrzehntelang gepflegten restriktiven Kunden-Lieferantenbeziehungen hin zu echten Partnerschaften
- Forderungen an die Politik zur Entlastung der betroffenen Unternehmen und Gewährleistung von wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen im europäischen und weltweiten Vergleich
In unserem monatlichen „IMU-Mittagsforum“ haben wir weiter regelmäßig durch Konjunktur-Updates und Experten-Inputs über die Entwicklungen berichtet und die Betroffenheit der Massivumformer über Kurzumfragen ermittelt.
Unser LinkedIn-Kanal hat mittlerweile 1.500 Follower und erreicht bis zu 20.000 Ansichten. So können wir ein öffentliches Bewusstsein über die schwierige Situation der Branche und ihre Notwendigkeiten schaffen, gleichzeitig aber auch die Leistungsfähigkeit und Attraktivität unserer Industrie bekannt machen.
In unserem monatlichen Newsletter „massiveNEWS“ bündeln wir regelmäßig die 5 wichtigsten Nachrichten aus unserem fast täglichen Newsticker „Aktuelles“.
Erneut freuen wir uns im ablaufenden Jahr über einen Zuwachs an Mitgliedern. Mit den Töchtern der FerrAl United Gruppe (BEW, Falkenroth, GSA, Rasche und Schöneweis), den Firmen Gebr. Hartkopf und Gebr. Nagel sowie den Töchtern der GMH-Gruppe (Schmiedag, Schmiedewerke Gröditz und Wildauer Schmiede und Kurbelwellentechnik) als ordentliche Mitglieder und Strecon sowie der Stahlsparte der GMH als assoziierte Mitglieder haben sich weitere starke Partner dem Industrieverband Massivumformung angeschlossen und damit die Position unserer Branche gestärkt.
Nach der ersten Phase der Kampagne „WIR.FORMEN.FORTSCHRITT.“ starten wir nun gemeinsam mit dem Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM die die zweite Stufe mit klarem Blick auf die kommende Bundestagswahl. Die Kampagne richtet sich gezielt an Entscheider in den potenziell an der zukünftigen Regierungsbildung beteiligten Parteien.
Im Zentrum der WSM-Handlungsempfehlungen an die Parteien stehen:
- Den Unternehmen mehr Vertrauen schenken und bürokratische Belastungen radikal abbauen.
- Den Umbau der Energieversorgung planbar gestalten und Energiekosten dauerhaft begrenzen auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau.
- Das Umweltrecht zukunftsfähig, praxistauglich und im europäischen und internationalen Umfeld „wettbewerbsfähig“ machen.
- Die Infrastruktur ertüchtigen.
Weitere politische Aktivitäten in 2024 betrafen:
- Erweiterung der massivumformspezifischen Zolltarifnummern auf der CBAM-Liste der Europäischen Union im Rahmen der aktuellen Bewertung durch die Kommission.
- Widerspruch gegen die Ablehnung des vom IMU gestellten Antrags auf Anerkennung als beihilfeberechtigter Sektor im Sinne der Carbon-Leakage-Verordnung – BECV mit der Perspektive einer deutlichen Entlastung der Gesenkschmieden von den CO2-Abgaben.
- Vorbereitung der Beantragung der Aufnahme der Gesenkschmieden auf die Carbon-Leakage Liste der EU als Basis für die Berechtigung der Inanspruchnahme der Strompreiskompensation.
- Abwehr einer hochkritischen Auflage zur Vibrationsdämpfung bei bestehenden Anlagen im letzten Zuge der Finalisierung der „Smitheries and Foundries Best Available Techniques Reference Document“, kurz SF-BREF und Erstellen eines Factsheets für IMU-Mitglieder zur Einschätzung „wer ist wann von was betroffen“
- Abschwächung der von der Kommission vorgeschlagenen Erweiterung des Geltungsbereichs für Hammer- und Pressenanlagen im Rahmen der Revision der „Industrial Emission Directive“ IED.
Rekordbeteiligung an IMU-Veranstaltungen und Angeboten
Trotz zeitlicher und kostenseitiger Einschränkungen aufgrund der aktuell konjunkturell angespannten Situation erlebten wir im vergangenen Jahr einen weiteren deutlichen Zulauf zu unseren Veranstaltungen und weiteren Angeboten, die im Mix aus Präsenz- und Online-Formaten stattfanden.
So erreichten unsere Arbeitskreise, Kennzahlenvergleiche, Seminare und Projekte erneut viele Mitarbeiter unserer Mitglieder auf allen Unternehmensebenen.
Der Höhepunkt war das Zusammentreffen auf unserem Mitgliederabend in Stuttgart mit der Keynote von Frank Busemann („Mach’s doch einfach“) und einem stimmungsvollen Netzwerkabend.
Darüber hinaus betreuten wir ca. 15 laufende Studien und Forschungsprojekte und konnten über 1.210 TEUR an Fördermitteln für Projekte von IMU und GCFG gewinnen. Zudem konnten wir im Februar 2024 unser ZIM-Innovationsnetzwerkes EMMA (EMissionsneutrale MAssivumformung“) mit über 30 Netzwerkpartnern aus der Branche starten.
Das große Engagement unserer Mitglieder bildet eine unverzichtbare Grundlage für unsere verbandlichen Aktivitäten. Die insgesamt 10 Vorstands- und 12 Beiratsmitglieder ebenso wie die Mitglieder unserer Ausschüsse „Betriebswirtschaft“ und „Forschung und Technik“ legen die Ziele und Leitplanken der verbandlichen Aktivitäten fest und geben wichtige Impulse für die tägliche Arbeit.
U.a. wurde in 2024 beschlossen und von der Mitgliederversammlung bestätigt, den im Vorjahr als Inflationsausgleich reduzierten Kernbeitrag dauerhaft in der Beitragsordnung zu verankern und damit eine nachhaltige Beitragssenkung von über 10% umzusetzen.
Im IMU-Team gab es einige Bewegung. Manuela Knoch verstärkt seit Februar das Team als Assistentin der Geschäftsführung. Sie betreut die Mitglieder, optimiert die interne Organisation und verantwortet zusätzlich die Seminare der Schmiedeakademie. Ariane Gayed (seit Februar) und Stefan Kurz (seit Juli) haben die Aufgaben der Forschungsförderung von Anna Mertens in der Forschungsgesellschaft Stahlverformung FSV übernommen.
Ebenfalls im Juli ist Sinthujan Apputhurai als neuer Referent Betriebswirtschaft / Forschung und Technik zum IMU gestoßen und übernimmt in beiden Fachbereichen die Organisation und Durchführung von Arbeitskreisen, Projekten und Statistiken.
Unsere Aktivitäten als Fachverband sind eng abgestimmt mit unserem verbandlichen Netzwerk. Insbesondere die Kommunikation gegenüber Politik, Kunden und Öffentlichkeit erzielt gemeinsam mit unserem deutschen Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM, der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie ArGeZ, dem Bündnis faire Energiewende sowie unserem europäischen Dachverband EUROFORGE eine deutlich größere Wirkung.
Gemeinsam sind wir stärker!
Unser wichtigstes Ziel als Industrieverband ist der Erhalt und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitglieder - für höchste Leistungen im internationalen Wettbewerb!
Dafür bieten wir über unterschiedliche Formate fachlichen Input und Austausch, zukunftsorientierte Projektarbeit, Benchmarkinformationen und branchenspezifische Fortbildungsangebote, juristische Kurzgutachten, Musterformulierungen, Factsheets sowie eine klare Stimme der Branche bei Politik und Kunden.
Diese wird mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl laut und klar die Situation und die notwendigen Maßnahmen für unsere Industrie adressieren. Durch Weiterleitung unserer Positionen an Ihre eigenen Ansprechpartner in der Politik, Verbreitung unserer Nachrichten in Ihren eigenen Kommunikationskanälen und eigene aktive Ansprache der politischen Entscheidungsträger können Sie die Wirkung weiter verstärken.
Wir freuen uns sehr auf die vielen erneuten Möglichkeiten, Sie in 2025 wieder zu treffen und auszutauschen. Schon jetzt laden wir zu unserer Jahrestagung der Massivumformung am 26./27. Juni im Ameron-Hotel Bonn ein. Es erwarten Sie in festlichem Rahmen viele spannende Vorträge und gute Gespräche mit anderen Experten aus der Branche.
Im Herbst richtet dann EUROFORGE den International Forging Congress IFC in Frankfurt aus (5.-10. Oktober), der im Dreijahresrhythmus zwischen Asien, Nordamerika und Europa wechselt.
Zum Jahreswechsel gilt unser herzlicher Dank allen in unserem Vorstand und Beirat sowie bei den in unseren Ausschüssen, Arbeitsgremien und Projektgruppen ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Mitgliedsunternehmen für ihr großes Engagement und die gute Zusammenarbeit!
Besondere Wertschätzung geht auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Industrieverbandes Massivumformung, die kompetent und mit großem Engagement die Vielzahl an verbandlichen Themen organisieren.
Gemeinsam mit unseren Mitgliedern arbeiten wir jeden Tag an der Steigerung der Belastbarkeit, der Langlebigkeit und der Höchstleistungsfähigkeit unserer Industrie – denn gemeinsam sind wir stärker!
Allen Mitarbeitern in den Unternehmen der Massivumformung und ihren Familien wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest sowie Gesundheit, Glück und viel Erfolg für das kommende Jahr.