Der Titel der Präsentation „Industriepolitische Herausforderungen für die deutsche Schmiedeindustrie in Zeiten der Transformation und globaler Konflikte“ bot viele Ansatzpunkte, die Ausgangslage der Branche zu analysieren, Handlungsfelder für die Unternehmen aufzuzeigen und auf die Angebote des Industrieverbandes Massivumformung (IMU) zur Unterstützung seiner Mitgliedsunternehmen hinzuweisen.
In seiner Lageeinschätzung für die Branche zeigte Tobias Hain (Geschäftsführer IMU) die aktuelle Diskrepanz zwischen einer noch zufriedenstellenden Einschätzung der Geschäftslage und einer extrem negativ geprägten Erwartung für die nächsten 6 Monate auf. Die Unsicherheit der Unternehmen beruht vor allem auf der weiterhin kritischen Energieversorgung und den extremen Verteuerungen, aber auch auf den nachlassenden Auftragseingängen. So rechnen laut einer Blitzumfrage des Verbandes nur 38% der Unternehmen mit steigernden Volumen im nächsten Jahr. 62 % erwarten gleichbleibende oder sogar bis um mehr als 10% geringere Mengen gegenüber 2022.
17% der Unternehmen der Metall- und Elektrobranche bezeichnen laut Gesamtmetall die aktuellen Energiekostensteigerungen als existenzbedrohend; nur 14% können diese ganz oder zumindest kostendeckend weitergeben.
Die Verarbeitung der aktuell vereinbarten Tarifanpassungen wird daher eine große Herausforderung für viele Betriebe darstellen.
Die strategischen Einflüsse auf die Unternehmen der Massivumformung kommen aus den Bereichen der Transformation (Mobilität, Digitalisierung, Klimawandel) und aus politischen Vorhaben in Berlin und Brüssel, die in hohem Maße aus dem „Green Deal“ der Europäischen Union resultieren. Die spezifisch für die Branche relevanten Themen, für die der IMU gemeinsam im europäischen Verband EUROFORGE und im Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM kämpft, sind
- Carbon Border Adjustment Measures CBAM
Hier ist das Ziel die für die Massivumformung spezifischen Zolltarifnummern auf die Liste der durch Zölle zu schützenden Warengruppen der EU zu bekommen, um keine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber nicht-EU Importeuren zu erhalten. - IED / SF-BREF – Industry Emissions Directive
Es droht eine extreme Ausweitung des Geltungsbereichs der Richtlinie für die Schmiedeindustrie. Diese und die damit zusammenhängenden Reporting- sowie technischen Auflagen gilt es zu minimieren und für den Mittelstand handhabbar zu machen. - BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung BECV
IMU stellt für die Branche den Antrag auf Entlastung von den CO2-Steuern auf fossile Brennstoffe - Energiepreisbremse
Über den WSM war IMU eng an den Verhandlungen der Expertenkommission beteiligt. Ein besonderer Fokus liegt aktuell auf der Berücksichtigung der Sondersituation der Flutopfer aus 2021 bei der Definition der Bemessungsgrundlage für die Entlastungen.
Tobias Hain erläuterte darüber hinaus die inhaltliche Unterstützung der Mitglieder durch Studien, Workshops und Projekte in den Bereichen Elektromobilität, Industrie 4.0, Wasserstoffwirtschaft und Klimaneutralität. Für 2023 wird das Thema massiveNACHHALTIGKEIT einen besonderen Schwerpunkt der verbandlichen Aktivitäten darstellen.
Nur durch Innovation und Zukunftsausrichtung der Betriebe wird die deutsche Massivumformung ihre international starke Position weiter halten können. Bei der Mitgestaltung der politischen Rahmenbedingungen verfolgen Industrieverband und Gewerkschaft dabei durchaus die selben Ziele und arbeiten hier häufig eng zusammen.
IMU-Ansprechpartner: Tobias Hain, hain(at)massivumformung.de