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massivUMFORMUNG Maerz 2016

AUS DER PRAXIS Bild 1: Schmiedepresse – Vorschmieden eines Rohblocks Bild 2: Schmiedehammer – Schmieden eines Ringrohlings sauberen Prozessführung besteht die Gefahr der Bildung von sowohl nichtmetallischen Einschlüssen durch Reoxidationsprodukte, als auch eingeschlossenen Schlackenresten. Aus diesem Grund werden in der Rohlingsfertigung von sensiblen Windkraftbauteilen neben stranggegossenem Material verstärkt Rohblöcke verarbeitet, weil der Rohblock durch seine langsame Erstarrungsgeschwindigkeit und die geometrische Form der Kokille besonders gute Bedingungen zum Abscheiden und Aufsteigen von nichtmetallischen Verunreinigungen hat. Der Schmiede kommt eine besonders hohe Verantwortung bei der Qualifizierung der Stahlwerke zu, da die Stahlreinheit und insbesondere das Vorhandensein und die Verteilung von kritischen Mesoeinschlüssen (größere Einschlüsse, die mit Hilfe der Ultraschallprüfung gefunden werden können) erst am produzierten Schmiedestück ermittelt werden können. So setzt zum Beispiel die normkonforme Bestimmung des Reinheitsgrades einen Mindestverschmiedungsgrad voraus, um die Werte der Fehlergröße, Verteilung und Ausprägung der Einschlüsse vergleichbar zu machen. Aus diesem Grund ist die enge Zusammenarbeit und das kontinuierliche Feedback von Schmiede/Ringhersteller und Vormateriallieferant eine wichtige Voraussetzung zur Prozessevaluierung und kontinuierlichen Verbesserung bei der Herstellung von hochreinen Stählen. VORSCHMIEDEN VON ROHBLÖCKEN Das Schmieden von großen Rohblöcken im Gewichtsbereich über zwei Tonnen Blockgewicht erfolgt in der Regel unter hydraulischen Pressen (Bild 1). Der auf Schmiedetemperatur erwärmte Rohblock erhält seine Form durch Recken, Breiten, Stauchen, Rundieren, Absetzen oder Lochen zwischen flachen, runden oder gekerbten Werkzeugen. Die Warmformgebungstemperaturen liegen zwischen 1.000 und 1.230 °C und werden werkstoffabhängig eingestellt. Die Umformung erfolgt in partiellen Umformschritten (Hüben), wobei große Schmiedestücke mit einer reduzierten Umformkraft hergestellt werden können. Durch vielfache Schmiedehübe wird das Schmiedestück durch den Schmied mittels Manipulator durch Legen, Verschieben, Drehen, Kanten oder Stellen in die richtige Schmiedeposition gebracht. Dabei wird durch genaue Fahrwege und Schmiedeprogramme eine optimale Umformstruktur hergestellt. 32 massivUMFORMUNG | MÄRZ 2016


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