setzungsphase auch zwei Drittel der Projektlaufzeit ein. Dreh- und Angelpunkt werden die Implementierung der Tools bei kleineren Losgrößen und vielfachen Varianten sein Gibt es Visionen und falls ja, welche sind es? Dr. Hinsel: Meine Vision ist die eines digitalen Assistenzsystems, das mir den aktuellen Status meiner Fertigung inklusiver aller Engpässe, Störungen und Bestände zeigt, das mir aber darüber hinaus Prognosen erstellt und konkrete Empfehlungen nennt, um vorbeugend auf Ereignisse zu reagieren. Auf längere Sicht können einige dieser Empfehlungen durchaus in autonomen Entscheidungen des Systems münden. Dr. Kwiatkowski: Eine Vision besteht darin, den gesamten Prozess über automatisierte Regelkreise zu steuern und dadurch die Menge an Daten automatisiert in die Einzelprozessschritte zurückzumelden. Die laufende Prozessoptimierung und Reaktion auf Abweichungen, die heute Stunden, Tage oder gar Wochen in Anspruch nimmt, soll künftig direkt im nächsten Prozessschritt möglich sein. Dies beschreibt die Adaption in Echtzeit für jedes Bauteil. Ist der nicht zu unterschätzende Aufwand zur Absicherung schadender Nebenerscheinungen wie Datenkriminalität oder Hackerangriffe ebenfalls Gegenstand des Verbundvorhabens? Dr. Kwiatkowski: Dieser ist nicht Schwerpunkt unseres Vorhabens, aber bei anderen Projekten innerhalb der Forschungsinitiative Paice des BMWi, zu denen wir in direktem Kontakt stehen. Dieser Aspekt wird sehr wichtig für die Implementierung der Ideen. Daher werden wir eine intensive Zusammenarbeit mit den Experten dieser Projekte, die dieses Thema explizit befähigen, betreiben. Dr. Hinsel: Experten für Arbeitssicherheit und IT-Sicherheit werden hier eng zusammenarbeiten müssen, um jegliche Risiken – nicht zuletzt für Leib und Leben – durch Cyberattacken auszuschließen. Bekannt ist, dass die zunehmende Vernetzung unserer IM GESPRÄCH Bild2: Verzahnung der Technologiefelder mit Elementen der Wertschöpfungskette Bild: LFM Wirtschaft immer neue Angriffspunkte bietet. Auch hier befürchte ich, dass wir erst am Anfang dessen stehen, was möglich ist. Wie fällt Ihr Fazit aus: Nützt Industrie 4.0 auch der Massivumformung? Dr. Kwiatkowski: Die Thematik und das Projekt sind eine großartige Möglichkeit, neue Impulse in die Massivumformung einzubringen, die sich aus Expertise und neuester Technologie kombinieren. Ja, es ist der richtige Ansatz für die Zukunft. Insbesondere, da alle Unternehmensgrößen davon partizipieren werden. Dr. Hinsel: Zweifelsohne wird sie es. Die tatsächliche Umsetzbarkeit der Potenziale ist jedoch erst noch zu beweisen. Der Baukasten an Industrie 4.0-Lösungen ist sehr umfangreich. Um sich nicht „digital zu verzetteln“, muss jedes Unternehmen für sich die richtigen Handlungsfelder definieren. Die Unternehmen der Massivumformung stehen erst am Beginn der vierten industriellen Revolution. Abschließend noch Ihre Einschätzung zum zeitlichen Ablauf. Bis wann ist mit der Implementierung der wesentlichen Meilensteine zu rechnen? Dr. Kwiatkowski: Wir haben einen Meilensteinplan erarbeitet und arbeiten auf eine erste Implementierung von Teilergebnissen im kommenden Jahr hin um möglichst schnell aus der Praxis zu lernen. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt. Neben harten Meilensteinen wollen wir aber auch Raum für neue Möglichkeiten geben, um Erfahrungen mit diesem für die Massivumformung neuem Thema lernen zu können. Es bleibt also weiterhin sehr spannend und wir sind ebenso neugierig. Dr. Hinsel: Wenn die Grundlagen im ersten Projektjahr gelegt und die Datenverbindungen aufgebaut sind, gehen wir bereits ab dem zweiten Projektjahr in die Umsetzung. Die mittels Big Data analysierten Daten werden erst im Lauf des Projekts mit Expertenwissen verknüpft werden, um aus Daten Informationen und aus Analysen Prognosen werden zu lassen. Spätestens nach dem zweiten Projektjahr sollen Erkenntnisse vorliegen. massivUMFORMUNG | SEPTEMBER 2016 23
massivUMFORMUNG September 2016 01
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