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massivUMFORMUNG März 2017

WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT Bild 2: Produktion Massivumformung in Deutschland, Quartalswerte, Tonnage auf Indexbasis je Quartal (Basis 2008 = 100) Quelle: Statistisches Bundesamt: vierteljährliche Produktion im verarbeitenden Gewerbe AUSBLICK Der Ausblick auf das Jahr 2017 ist von erheblichen Unsicherheiten geprägt. Die Prognosen der Kundenbranchen sind zudem wenig optimistisch, jedenfalls für Deutschland. Neben dem Produktionsrückgang im Pkw-Bereich erwarten auch die Maschinenbauer kein Wachstum im Jahr 2017. Angesichts hoher Überkapazitäten etwa im Stahlbereich führen auch die immer noch vergleichsweise niedrigen Rohstoffpreise zu anhaltender Investitionszurückhaltung. Allein im Nutzfahrzeugsektor dürfte sich die gute Entwicklung der Zulassungszahlen zumindest im Bereich der schweren Lkw und Busse fortsetzen. Trotzdem ist die Stimmung im Wirtschaftszweig der Massivumformung zuletzt besser geworden, insbesondere die Erwartungen für die Entwicklungen im ersten Halbjahr 2017 haben sich deutlich verbessert. Allerdings muss sich diese Einschätzung nicht ausschließlich auf die erwartete Mengenentwicklung beziehen, sondern auch auf eine verbesserte Wettbewerbsposition. Bezogen auf die Produktionsmenge dürfte es aus heutiger Sicht bereits ein Erfolg sein, die Vorjahresmenge von über 2,3 Millionen Tonnen erneut zu erreichen. Unternehmen, die in diesem Umfeld individuell Wachstum erzielen möchten, müssen sich entweder international aufstellen oder das Angebot für den Kunden durch Innovationen erhöhen. Der Industrieverband Massivumformung unterstützt seine Mitglieder durch Gemeinschaftsforschung und die Organisation von Erfahrungsaustausch dabei, stets Vorreiter dieser Entwicklungen zu bleiben. So ist für das laufende Jahr 2017 geplant, die „Initiative Massiver Leichtbau“ mit Fokus auf innovative Fahrzeugtechnik und internationale Beteiligung in die dritte Phase zu überführen. HERAUSFORDERUNGEN Das Jahr 2017 dürfte Herausforderungen auf allen Ebenen mit sich bringen. Politisch muss es aus Sicht der Unternehmen zunächst darum gehen, freien Handel auf den internationalen Märkten zu gewährleisten. Dieser ist bereits durch die politisch instabile Situation in Russland eingeschränkt, daher dürfen weitere Restriktionen durch Handelsbarrieren oder Zölle in den USA oder durch ungerechtfertigte Antidumpingmaßnahmen gegen China nicht hinzukommen. Weiterhin müssen die europäische und nationale Klima- und Energiepolitik stärker den erheblichen internationalen Bild 3: Geschäftsklima für Schmiede-, Press-, Zieh- und Stanzteile, gewalzte Ringe und pulvermetallurgische Erzeugnisse bis Dezember 2016 Quelle: Ifo-Institut, München Wettbewerbsdruck anerkennen und berücksichtigen. Ein Primat der Klimapolitik im Nachgang der Verständigung auf ein internationales Klimaabkommen von Paris Ende 2015 hätte irreparable Schäden der Industrieproduktion, einhergehend mit Verlusten von Arbeitsplätzen und Wohlstand zur Folge, wenn nicht ein globaler Takt vorgegeben und von allen Akteuren eingehalten wird. Wirtschaftlich bleiben hohe Überkapazitäten in vielen Maschinenbaumärkten eine große Herausforderung für die Zulieferunternehmen. Die Fahrzeugmärkte werden zwar weiterhin für gut ausgelastete Kapazitäten der Massivumformer sorgen, gleichwohl könnten die Herausforderungen, dieses Geschäft profitabel zu betreiben, weiter und noch schneller als in den letzten Jahren zunehmen, wenn einzelne Hersteller Kostenreduzierungen durchsetzen müssen. Zudem steigen auch dieses Jahr die Energie und Personalkosten weiter an und das Vormaterial könnte sich ebenfalls verteuern. Technologisch gilt es, sich auf das Zeitalter der Elektromobilität vorzubereiten. Zwar werden kurzfristig keine signifikanten Wachstumsraten bei rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen erwartet und Hybridfahrzeuge steigern zunächst absehbar die Nachfrage nach massiv umgeformten Bauteilen. Mittelfristig könnte sich allerdings ein Strukturwandel in der Branche vollziehen, auf den man vorbereitet sein muss. Im Netzwerk der Verbände unterstützt der Industrieverband Massivumformung die Unternehmen nach Kräften, die Herausforderungen zu meistern. Über den WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung werden die politischen Themen nach Berlin und Brüssel transportiert. Die ArGeZ Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie sucht den Kontakt zu den Großkunden, um für einen fairen Umgang in der Lieferkette zu werben. Im europäischen Verband der Massivumformung EUROFORGE kommen die internationalen Aspekte der Branche auf die Tagesordnung. So sind die Rahmenbedingungen vorhanden, weiterhin erfolgreich Stahl- und Metallteile in Deutschland umzuformen. Die Unternehmen bleiben jedoch gefordert, die Netzwerke aktiv zu nutzen und die eigene Ausgangsposition im harten Wettbewerb zu optimieren! 56 massivUMFORMUNG | MÄRZ 2017


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