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2009-09-Schmiede-Journal

Spektrum umformtechnische Lösungen Ferti gungs schrit - te der Zer spa nung und der Montage- und Füge - tech nik entfallen. Die umformtechnischen Lösun gen setzen einen höheren Aufwand bei der Werk zeug herstellung voraus, der sich ab ca. 60000 Teile amortisieren kann. Die vorgestellten Schließ werkzeuge, wie sie heute in der Kalt massivumformung erfolgreich angewendet werden, sind mit konstruktiven Änderungen auf die Halbwarmumformung und auf die Warm massivumformung zu übertragen. Zu - nächst werden diese Schließvorrichtungen an vertikalen Pressen eingesetzt. Anwen dun gen an schnell laufenden horizontalen Schnell- Schmie depressen sind bereits in der Ent wick - lung. Zu diesen Anwendungen zäh len Kreuz - gelenke, Spurstangenköpfe, Kugel na ben, Klau - enpole und das gesamte Gebiet der Ver - zahnungen. Die Sieber Forming Solutions GmbH stellte mit dem Beitrag des „Gewindepressens“ eine aktive Matrize vor, die Ge winde unterschiedlicher Stei gungen und Formen herstellen kann. Die aktiv verstellbare Matrize kann sowohl Vollteile (Schrau be) als auch Hohl teile (Nie - ten, Einschraubhülsen) unterschiedlichster Quer schnitts änderungen erzeugen. Im Bereich der Befesti gun gstechnik wird dieses Werk - zeug konzept sicherlich An wen dun gen finden. Einen Beitrag zum Warm umformen von Alu minium hat Dr. Rolf Leiber vorgestellt: „Alu minium macht Spaß“, so sein Zuruf ins Auditorium. Als mittelständisches Unter neh - men lebt die LEIBER Group GmbH & Co. KG beispielhaft die Kom pe ten zen bei der Inno va - tion von Alu mi ni um bau tei len vor. Der verstär - kte Einsatz von massivumgeformten Alu mi ni - 52 Schmiede-Journal September 2009 um bau teilen wird durch folgende Zahlen der European Alumi ni um Association deutlich: Im Jahr 1978 betrug der durchschnittliche Einsatz von Kom po nen ten aus Aluminium 38 kg pro Fahrzeug, im Jahr 2006 waren es be reits 132 kg. Leiber zeigt am Bei spiel von Fahr werks - lenkern, dass die Werk stoff weiter ent wick lun - gen zu Bau teilen ge führt haben, die das 1,3- fache der erforderlichen Knick - last ei nes Serien len kers ertragen. Ein weiteres an schau li - ches Beispiel der In no va tions - fähigkeit bei LEIBER wurde eindrucksvoll mit dem Ret - tungs system ResQTec vorgestellt, bei dem Streben und Scharnier platten aus Alu mi ni - umwerkstoff, durch Ge senk - schmieden hergestellt wer den. Das Pro dukt hat auf der World Trade Fair Alu mi ni um den „Euro pean Alu mi ni um Award 2008“ erhalten. Prof. N. Bay von der Tech ni - cal Univsity of Denmark, Däne mark, hat umweltfreundliche Triboysysteme für die Mas siv um formung vorgestellt. Es war ein Beitrag, der in enger Zu sam menarbeit mit einem japanischen Kolle gen entstanden ist, innerhalb einer Ko ope - ra tion der International Cold Forging Group. Erste Priorität eines umweltfreundlichen Ober flächenbehand lungs sys - tems ist die Substi tution der Phosphatschicht beim Kalt um - for men. Elektrolytische Systeme oder Einoder Mehrbad-Systeme bieten sich als Al ter - nativen an und sind bereits in der Er pro bung. Für einfachere Umformungen werden immer häufiger Filme dünn aufgesprüht. Am Ende des dritten Halbtags folgte eine Podiumsdiskussion in englischer Sprache. Teil nehmer waren Prof. Fritz Klocke von der RWTH Aachen, Dr.-Ing. Stefan Witt, CEO Sona BLW Präzisionsschmiede GmbH, Rem - scheid, Dr. Peter Standring, University of Nottingham, Großbritannien, J. Walters, CEO Scientific Forming Technologies Cor poration (SFTC), USA, unter der Moderation von Prof. Dr. Liewald MBA, IFU Universität Stuttgart . Die Diskussion begann mit der Fest stel lung, dass viele Fertigungsverfahren eingesetzt werden, ohne den Energieeinsatz zu ken nen. Das könnte zu einer neuen Denk rich tung in der Fer - tigungstechnik führen, nämlich zur Rück wärt - sanalyse von der Funk tio na lität zum optimalen Energieeinsatz und ressourcenschonender Her - stellung. Alle Teil neh mer waren sich darin ei - nig, dass bereits in der Ausbildung der Stu den - ten ein Umdenken gelehrt werden muss. Die zu künftigen Auf gaben der Um form tech nik sind nur mit einem ganzheitlichen Den ken zu be wältigen. Inno va tionszirkel teilweise zwischen Schulen und Unternehmen (in Baden- Württemberg oder Nordrhein-West falen) sollen dazu führen, dass die Technik ver dros sen - heit der Abitu ri en ten weicht und sich eine neue Generation von Ingenieuren diesen Her aus - forderungen stellt. An dieser Stelle sei auf darauf hingewiesen, dass Indien und China jedes Jahr jeweils das 8- bis 10-fache an Di plo m in - ge nieuren ausbildet im Vergleich zu Deutsch - land. In der Zusammenfassung sind sich alle Teilnehmer einig, dass die jetzige Kreise als Chance verstanden werden muss, dass In dus - trie und Forschung enger zusammenarbeiten müssen, um neue Produkte mit neuen Ver - fahren herstellen zu können. Weiterhin wurden Entwicklungen auf dem Gebiet der Werkzeug- und Gesenk schmie de - stähle vorgetragen. Besonderes Augenmerk sollte die Schmiede-Industrie auf die Ent wick - lung von Manganstählen legen, die als supraduktile Werkstoffe eine hohe Warm fes tigkeit und eine Superplastizität besitzen. Aus der Blechumformung sind hochmanganhaltige TRIP-, also Dreiphasen-Werk stof fe be - kannt. Sie be fin den sich jetzt für die Warm mas - siv um for mung in Ent wick lung. Diese Werk - stoffe werden in der Kalt- und Warm mas siv - umformung zum Einsatz kommen und stellen mit ihren Ei gen schaften ein weiteres Poten zial zur Ge wichts redu zie rung und zur Ver kür zung von Pro zess ketten bei der Fer ti gung von Bau - teilen durch umformtechnische Verfahren dar. Prof. Liewald hat das Kompetenzzentrum für Gießen und Thixo-Schmieden am Bespiel des Thixoschmiedens vorgestellt. Die Fer ti - gung von unterschiedlichen Bauteilen durch das Verfahren wird technologisch beherrscht. Be merkenswert ist in diesem Projekt das gute abgestimmte Netzwerk an Forschungs part ner. Das IFU Stuttgart ist wieder stärker auf dem Gebiet der Erfor schung des Kalt fließ pres sens, wie durch den Bei trag „Erwei te rung der Ver - fah rens gren zen beim Kalt fließ pres sen“ ein - drucks voll dargestellt wur de. Dabei spielen numerische Simula tion in Ver bin dung mit neuen Werk zeug werk stof fen oder neu en Werk zeug kon zepten die Schlüssel rolle. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die internationale Konferenz trotz der Kri sen zeit ihr hohes Niveau erfolgreich behauptet hat. Inno vationen, Wer kzeug konzepte, neue Werk stoffe und Be schich tungsverfahren ha - ben diese internationale Tagung „Neu ere Ent - wick lungen der Mas siv um for mung“ zu ei nem High light ge macht. Sie bietet sich als Ge sprächs platt form für alle Teil nehmer an, von den fast 30 Aus stel lern wird sie positiv be wertet und ist eingebunden in eine Inter na tio na li tät, die für Schwaben als her ausragend be - zeich net werden kann. Bild 2: Moderne hydraulische Vorformpresse. Quelle: SMG GmbH, SCHULER Group Dr.-Ing. Thomas Herlan


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