Page 46

massivUMFORMUNG September 2017

AUS DER PRAXIS Bild 2: Microline-Descaling System für die Entzunderung von Schmiedeteilen für die Automobilindustrie Bild 3: Die patentierten DÜV-Düsenventile schalten den Wasserstrahl auch bei hohen Drücken innerhalb von wenigen Millisekunden zu und ab Beim Entzundern wird Wasser unter hohem Druck auf die heiße, verzunderte Oberfläche aufgebracht. Wasser wird verwendet, weil es eine weitaus höhere Dichte als Luft hat und damit eine deutlich intensivere Energieübertragung erzielt; darüber hinaus findet beim Eindringen in die Zunderschicht ein Phasenwechsel von flüssig nach gasförmig statt. Die zigfache schlagartige Volumenvergrößerung setzt dabei zusätzlich hohe Kräfte zur gründlichen Zunderentfernung frei. Zudem ist Wasser unbrennbar, günstig und fast überall verfügbar. In den Microline Anlagen werden patentierte DÜV-Düsenventile, die den Wasserstrahl auch bei hohen Drücken innerhalb von wenigen Millisekunden zu- und abschalten, verwendet. Sie sind ähnlich aufgebaut wie die aus den Verbrennungsmotoren bekannten Common Rail-Systeme (Bild 3). Der eigentliche Einspritzvorgang ist vollständig von der Druckerzeugung getrennt. Dies ermöglicht extrem kurze Schaltzeiten und somit eine präzise Steuerung der Einspritzung. Auf diese Weise werden kurze Durchlaufzeiten und gleichzeitig eine geringe Abkühlung der Teile bei minimalem Wasserbedarf erzielt. Bei einem Druck von mehr als 300 bar und einer gängigen Spritzzeit von 0,2 Sekunden wird jedes einzelne Teil von etwa 10 bis 15 kg mit einer Wassermenge von deutlich weniger als einem Liter vollständig entzundert und kühlt dabei nur um 5 bis 10 °C ab. INTEGRATION Die Microline Descaling Systeme werden schlüsselfertig aus einer Hand, einschließlich des Zunderwäschers, der Druckerzeugung, des Teile Handlings und der Fördertechnik sowie der Wasserkreislaufsysteme, geliefert (Bild 4). Die standardisierten Kernanlagen werden individuell an die Gegebenheiten der Schmiedelinien und der produzierten Teile angepasst. Dabei berücksichtigen die Konstrukteure auch die Legierungen des Vormaterials, die Abmessungen der Schmiedeteile und insbesondere die Art der Erwärmung, die ganz entscheidenden Einfluss auf die Zunderausbildung hat. Bei Konzeption und Dimensionierung der Anlagen nutzt SGGT bewährte Module und die Erfahrung aus vielen Anlagen, um prozessrelevante Parameter wie Druck und Wassermenge, aber vor allem auch die Geometrie und Anordnung der Düsen festzulegen und so ein optimales Ergebnis sicherzustellen. Die Lieferung aus einer Hand gewährleistet sichere funktionelle Abläufe und harmonisch abgestimmte Übergänge zwischen den einzelnen Aggregaten. Außerdem sind beim Einbau vor Ort nur minimale Anpassungen erforderlich, im Projekt müssen nur wenige Schnittstellen koordiniert werden. Die Systeme sind so kompakt, dass sie in kurzer Zeit in bestehende Fertigungslinien integriert werden können. Der Einbau mit Inbetriebnahme in neue oder vorhandene Linien nimmt in der Regel nur wenige Tage in Anspruch. HANDLING Um den Entzunderungsprozess exakt führen zu können, sind neben der wasserhydraulischen Ausrüstung auch das Teile- Handling und damit die Fördertechnik von entscheidender Bedeutung. Das beginnt bei der Teilezuführung oder der Entnahme aus dem Induktor und geht über den horizontalen oder vertikalen Transport mit Ketten-, Mitnehmer oder auch Zwangsförderer bis hin zur Positionierung der Schmiedeteile mit Roboterarmen. Die Fördereinrichtungen im Bereich der Zuführung und Entzunderung sind so ausgelegt, dass sie dem Einfluss von Strahlungswärme, Zunder und Prozesswasser widerstehen. Mit speziellen Lagern und entsprechender Abdichtung sowie warm- und verschleißfesten Materialien wird sichergestellt, dass der Zunder, der als oxidische, harte Verbindung besonders bei 46 massivUMFORMUNG | SEPTEMBER 2017


massivUMFORMUNG September 2017
To see the actual publication please follow the link above