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SchmiedeJOURNAL Maerz 2015

Spektrum Bild 4: Vollautomatische Fertigungsanlage für geschmiedete Eisenbahnschienenprofile, die als Beispiel besondere Anforderungen an die Erstellung des Sicherheitskonzepts stellte. Der Fertigungsablauf der 5 m bis 42 m langen Eisenbahnschienenprofile für Hochgeschwindigkeitstrassen umfasst die kompletten Schritte: Erwärmung durch Induktion, Schmieden mit einer Presskraft von 50.000 kN, Wärmebehandlung, Richten, Enden-Bearbeitung, Abbrennstumpfschweißen, Polieren und Sandstrahlen sowie der vollautomatische Transport der Schienen. Die Schmiedeanlage befindet sich innerhalb einer 4.000 m² großen Fertigungshalle und ist komplett durch Schutzzäune und Lichtvorhänge abgesichert. Die Aufteilung erfolgte in unterschiedliche Zonen, die abhängig vom Arbeitsschritt nicht betreten werden dürfen. Alle Prozessabläufe sind vollautomatisch gesteuert, inklusive des Transports und des Wendens der bis zu 42 m langen Schienenprofile. Die Lichtvorhänge und somit Zonen werden je nach Zugangsanforderung unterschiedlich geschaltet, ferner sind beim Verlassen genau festgelegte Quittierungen durch das Bedienpersonal erforderlich. Durch ein prozessgenau abgestimmtes Automations und Sicherheitskonzept der Anlage ist höchste Sicherheit des Bedienpersonals gewährleistet. Gleichzeitig kann die Durchlaufzeit deutlich reduziert werden. Bild: VOSSLOH COGIFER SchmiedeJOURNAL März 2015 59 lich gestaltet, da die EN 14673 keine expliziten Vorgaben macht. Aber auch hier kommt man nach Durchführung einer Risikobeurteilung schnell zu dem Ergebnis, dass aufgrund des Gefahrenpotenzials, das vom Schmiedestößel ausgeht, die Steuerung hierfür in den meisten Fällen Performance Level PL  =  e erfüllen muss (Bild 1). Dies ist bei vielen anderen Pressentypen bereits vorgeschrieben und entspricht somit auch dem Stand der Technik. In der DIN EN 14673 werden nur hydraulische Warm-Freiformschmiedepressen betrachtet. Wie sieht es aber mit der Sicherheitsausführung bei den unterschiedlichsten anderen Warm-Schmiedepressen aus, für die es keine C-Norm gibt oder die sogar aus dem Geltungsbereich dieser Norm ausgeschlossen sind? Die Herangehensweise ist sehr ähnlich zu der bereits zuvor Beschriebenen. Es hat sich als sinnvoll erwiesen – neben der Einhaltung der grundlegenden Sicherheits und Gesundheitsschutzanforderungen nach Anhang I der Maschinenrichtlinie – sich an eine C-Norm anzulehnen und dort erwähnte Schutzmaßnahmen anzuwenden. Für Warm-Schmiedepressen können folgende Normen (jeweils in der aktuellen Fassung) als Basis herangezogen werden: – DIN EN 14673: Hydraulisch angetriebene Warm-Freiformschmiedepressen zum Schmieden von Stahl und NE-Metallen, – DIN EN 692: Mechanische Pressen, – DIN EN 693: Hydraulische Pressen. Dann muss der Hersteller die Gefahren an der zu konstruierenden Schmiedeanlage bewerten und entscheiden, welche Maßnahmen aus den zuvor aufgezählten Normen die Gefahren am besten abwehren. Für hydraulische Schmiedepressen zur Warmumformung (Bild 2 und 3) ist die DIN EN 14673 meistens eine gute Basis, da das Gefährdungsumfeld, das Teilehandling mittels Manipulatoren und vieles mehr vergleichbar mit den von Warm- Freiformschmiedepressen ausgehenden Gefährdungen ist. Wird die Einhaltung einer Norm in der Konformitäts oder Einbauerklärung bescheinigt, muss diese Norm vollständig eingehalten worden sein. Bei dieser Herangehensweise kommt der Risikobeurteilung eine noch größere Bedeutung zu, denn es gilt, die besonderen und zusätzlichen Gefahren der Anlage, welche in der zugrunde gelegten Norm nicht berücksichtigt wurden, zu erkennen, zu bewerten und die geeigneten Sicherheitsmaßnahmen vorzusehen. Diese verlangen gegebenenfalls auch ein höheres Sicherheitsniveau als in der zugrunde gelegten C-Norm gefordert. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls zu erwähnen, dass zwischen automatisierten und nicht automatisierten Maschinen und Anlagen hinsichtlich der Sicherheit zu unterscheiden ist. Bei automatisch laufenden Prozessen sind prinzipiell trennende Schutzeinrichtungen wie zum Beispiel Schutzzäune, Zugangstüren, oder nicht trennende Schutzeinrichtungen wie beispielsweise Lichtschranken oder Scanner erforderlich. Noch komplexer wird es bei Pressen oder Anlagen mit mehreren Funktionen und/oder Produktionsweisen, zum Beispiel eine voll automatisierte Schmiedepresse, die auch für eine manuelle Produktion oder für das Freiformschmieden konzipiert werden soll. In diesem Fall müssen die Gefährdungen bei allen Betriebsarten getrennt betrachtet und auch unter Umständen unterschiedliche Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen werden. Gemeint sind hier Meisterschalter und Kamerasysteme für den Freiformschmiedebetrieb und Schutzzäune für den Automatikbetrieb (Bild 4). Zusammengefasst kann gesagt werden, dass sich die gestiegenen Sicherheitsanforderungen auf die Ausführung der Schmiedeanlagen ausgewirkt haben und somit auch auf die Arbeitsweise in den Betrieben. Das beste Ergebnis in Sachen Sicherheit und Bedienbarkeit wird erzielt, wenn ein kompetenter Hersteller in einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Betreiber die Prozesse berücksichtigt und gemeinsam für das geplante Projekt das optimale Sicherheitskonzept erarbeitet. Dies wird sich für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle folglich immer unterschiedlich darstellen. n Jürgen Woll


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