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SchmiedeJOURNAL Maerz 2015

Dialog SchmiedeJOURNAL März 2015 15 Welche besondere „Initialzündung“ zur Aufnahme des Gesundheitsmanagements beziehungsweise der Ausbildungsoffensive ist Ihnen in Erinnerung geblieben? Angelika Schulte: Im Vorfeld des betrieblichen Gesundheitsmanagements sind die Voraussetzungen zum Beispiel durch Einführung von Gleitzeitarbeit und informationstechnische Neuerungen geschaffen worden, die beispielsweise das Arbeiten im Home- Office ermöglichen. Dadurch wurde eine leichtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Nadine Henneke: Die intensive Untersuchung der immer noch schweren körperlichen Arbeit in einer Gesenkschmiede und das Betrachten des Zuwenig an Bewegung im kaufmännischtechnischen Bereich motivierten uns, neue ungewöhnliche Wege zu gehen. Heike Odenthal: In den letzten Jahren haben Muskel- und Skeletterkrankungen immer mehr zugenommen. Sie stellen die häufigste Ursache für Arbeitsausfälle dar, die es deutlich zu minimieren galt. Stefanus Levermann: Wir haben vor einigen Jahren erkannt, dass die Werkstoffprüfer ein absolutes Nadelöhr im Markt darstellen, sodass wir feststellten: Wir müssen intensiv für den eigenen Bedarf ausbilden, da der Markt nicht alles hergibt. Und wenn man dieses macht, muss man auch die Ressourcen dafür zur Verfügung stellen. Das Ziel ist ja ebenso naheliegend wie logisch: Aufbau von eigenem Know-how, kompetente Ausbildung und somit die Bindung guter Fachkräfte an das Unternehmen. Werden die Projekte auch in Kooperation mit externen Dienstleistern durchgeführt? Stefanus Levermann: Natürlich. Bei uns können Sie einige der Ausbildungsberufe mit einem Verbundstudium, zum Beispiel Werkzeugmechaniker mit Verbundstudium Maschinenbau oder Wirtschaftsingenieurwesen, kombinieren. Hierzu findet im Bereich der Technik eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn statt, während wir im Bereich der kaufmännischen Berufe mit der FOM Hochschule für Ökonomie und Management mit den Studienorten Dortmund, Bochum und Siegen kooperieren. Darüber hinaus erfahren unsere Personalmarketingaktivitäten professionelle Unterstützung durch eine Werbeagentur. Beispielhaft steht dafür die eigene, jährlich erscheinende Azubibroschüre, die an den Schulen verteilt wird und in der unser Ausbildungsangebot vorgestellt wird. Angelika Schulte: Externe Unterstützung ist auf jeden Fall zu empfehlen. In unserem Beispiel haben uns die Profis der Krankenkassen begleitet, um eine für uns und andere mittelständische Unternehmen komplexe Disziplin zum Laufen zu bringen. Nadine Henneke: Schließlich waren viele Ideen schon vorhanden, zum Teil umgesetzt. Die Werksärztin hat über den Kontakt zur Ortskrankenkasse den Anstoß gegeben. In weiterer Zusammenarbeit wurde über Workshops für Vorgesetzte und Mitarbeiter das System installiert. Beschreiben Sie kurz Ablauf und Besonderheiten dieses Projekts zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Nadine Henneke: Zunächst haben wir mit der Steuergruppe die Erwartungen und Ziele in einer Rahmenvereinbarung fixiert. Die anschließende Analysephase ermittelte aus den Befragungen in Workshops die aktuelle Arbeitssituation, die unter anderem durch Arbeitsunfähigkeitsdaten flankiert wurde. Daraus resultieren wiederum die Teilprojekte Gesundheitszirkelarbeit und Systematisierung von Gesundheitsangeboten, um abschließend diese Teilprojekte in einem Perspektivenworkshop zu bewerten und überprüfen. Wie gestaltet sich die Akzeptanz in der Belegschaft für beide hier vorgestellte Beispiele? Nadine Henneke: Bei Führungskräften und Betriebsleitung stieß der große Zeitaufwand für die Einführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements anfangs auf Skepsis. Die Scheu in der übrigen Belegschaft resultiert üblicherweise aus der Notwendigkeit, Missstände offen darzulegen, so war es auch bei uns. Stefanus Levermann: Die Belegschaft steht in vollem Umfang hinter allen Maßnahmen, da sie täglich mit den Auszubildenden zusammenarbeitet, schließlich wird ja zum größten Teil im Betrieb ausgebildet. Welche Vorgehensweise können Sie anderen Unternehmen empfehlen? Nadine Henneke: Um nicht an den Wünschen und Bedürfnissen der Mitarbeiter vorbeizuplanen, ist eine Befragung zielführend. Diese kann auch in die Ausrichtung eines Gesundheitstags integriert werden. Wir richten einen solchen Tag einmal jährlich im Spätsommer aus. Dessen Schwerpunkt richtet sich ebenfalls nach den Wünschen der Mitarbeiter. Außerdem empfehlen wir das Angebot einer Grippeschutzimpfung an die Mitarbeiter, die vor Ort im Produktionsbereich durchgeführt wird. Blick in das Therapiezentrum während der Orthopädische Rückenschule. Bild: KB Schmiedetechnik AOK-Konzept Gesundheitszirkel. Bild: AOK Nordwest


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