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SchmiedeJOURNAL

laufenden Bedarfs einer Wäscherei aufnehmen konnten. Auch die Verhüttung erfolgte direkt im Bergbaugebiet. Allerdings finden sich davon im Laurion nur wenige Überreste. Es existierten wohl nur wenige, zentral gelegene Öfen, die genügten, um das Metall auszuschmelzen. Es soll sich um eine Art „Hochöfen“ gehandelt haben, bei denen man mit dem Blasebalg zusätzlich Luft zuführte, um die nötige Temperatur zu erzielen. Geheizt wurde mit Holz und Holzkohle, die von weither importiert werden mussten, da Athen seine eigenen Ressourcen ziemlich früh und reichlich unüberlegt erschöpft hatte. Die Silberverhüttung wurde in zwei Phasen durchgeführt. Zunächst trennte man das silberhaltige Blei von Kupfer und Zinn, dann wurde bei etwa 1.100 °C das Blei vom Silber getrennt. Die Münzprägung selbst wurde in Athen in einer öffentlichen Werkstatt durchgeführt, die als Argyrokopeion (von Griechisch argyros = Silber und kopein = behauen) bezeichnet wurde. Man hat hinter der Kirche der Heiligen Apostel in einem antiken Gebäudekomplex die Münzstätte von Athen identifizieren wollen. Allerdings haben sich dort lediglich Reste der Bronzemünzenprägung gefunden, sodass es als unsicher gilt, ob hier auch die Silbermünzen 70 SchmiedeJOURNAL September 2014 hergestellt wurden. Wie auch immer, der Plan der Münzstätten dürfte sich geähnelt haben. Dieser Bau jedenfalls hatte eine Größe von 27 x 29 Metern und war zur Hälfte überdacht. Unter freiem Himmel befanden sich die Öfen, in denen man die Schrötlinge, also die bildlosen Ronden herstellte. Dafür wurde für die Silbermünzen das aus Laurion antransportierte Silber erneut geschmolzen und portionsweise in den so genannten Kupellen vom restlichen Blei gereinigt und zugleich zum Ausgangsprodukt für die Münzprägung vorgeformt. Über die Details der Münzprägung wissen wir nicht allzu viel. Selbstverständlich erfolgte die Prägung mit dem Hammer. Der Stempel der Vorderseite war in den Amboss eingelassen, während mit dem Rückseitenstempel geprägt wurde. Aber ob die Ronde zuvor erhitzt wurde, und wenn ja, auf welche Temperatur, wie man kühlte und ob für die Prägung Schmiermittel benutzt wurden, das sind alles Fragen, die immer noch diskutiert werden, da sich die Autoren der klassischen Zeit leider nicht für technische Details interessierten. Wofür sie sich interessierten, war das, was die Athener mit ihren Münzen aufbauten: Eine bedeutende Seemacht. Zunächst nutzte Athen diese, um seine Verbündeten vor den Persern zu schützen, dann um diese Verbündeten zu Unterworfenen zu machen. Die großen Bauten von Athen, sie wurden nicht mit dem Silber von Laurion finanziert, sondern mit dem Geld der ehemals gleichberechtigten griechischen Städte. Die mögen sich später gewünscht haben, unter das persische Joch gekommen zu sein. Das schien wesentlich leichter zu tragen zu sein als das athenische. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. n Magazin Eulen nach Athen tragen, dieses Sprichwort bezieht sich auf die Darstellung der berühmten Vier-Drachmen-Stücke von Athen, mit denen nicht nur die Schiffe von Salamis, sondern auch die Prachtbauten der Akropolis bezahlt wurden. Sie zeigen auf der Vorderseite die Göttin Athena mit ihrem Helm. Auf der Rückseite sehen wir das mit Athena verbundene Tier, die Eule (zoologisch korrekt, den Steinkauz). Die winzige Mondsichel verweist auf die nächtliche Aktivität der Eule. Besonders zu beachten ist der kleine Olivenzweig, der für den Bund steht, den die Athener mit ihrer Göttin geschlossen hatten. Er bezieht sich auf das Geschenk, das Athena den Athenern zur Begründung des ewigen Bündnisses machte: Den Olivenbaum, der in der Antike den Menschen nicht nur die Früchte lieferte, sondern mit seinem Öl auch Nahrung und Kosmetik. Die drei Buchstaben AQE auf der Rückseite stehen für Athenaion, Münze der Athener. Interessieren Sie sich für Münzen und ihre Geschichten? Dann schauen Sie doch einmal vorbei auf www.muenzenwoche.de Die detailliertesten Informationen über Laurion liefert die Sozialgeschichte der Bergwerkssklaven, die Siegfried Lauffer 1979 in zweiter Auflage im Steiner Verlag herausgegeben hat. Weitere Informationen finden sich in der Erstpublikation der Grabung „Les Mines du Laurion dans l’antiquité“ von E. Ardaillon (Paris 1897). Den Artikel über die athenische Münzstätte können Sie im Internet herunterladen unter http://www.ascsa.edu.gr/pdf/uploads/ hesperia/2668480.pdf Wenn Sie selbst mehr darüber hinausfinden möchten, wie in der Antike Münzen geprägt wurden, schließen Sie sich doch dem Arbeitskreis für experimentelle Numismatik an. Gerade technisch versierte Kenner werden dort gesucht. Wenden Sie sich dafür an Dr. Dietrich Klose, Staatliche Münzsammlung München, info@staatlichemuenzsammlung. de Athen. Tetradrachmon (= Vier-Drachmen-Stück), um 450 v. Chr. © MoneyMuseum, Zürich. Dr. Ursula Kampmann Schematische Zeichnung einer antiken Waschanlage. Aus E. Ardaillon, Les mines du Laurion dans l’antiquité (Paris, 1897), S. 63.


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