Bild 4: Geschäftserwartungen für die nächsten 3 Monate, Befragungszeitraum: für Quartal III/2014 15.06.14 – 15.07.2014; Quelle: Trendbefragung des IMU. Bilder: Autor schmieden insgesamt jedoch voraussichtlich zurückgehen. Zudem vermehrten sich in den Sommermonaten Anzeichen für eine Abkühlung der Nachfrage aus Europa. Trotz der Vorzieheffekte aufgrund der zu Beginn des Jahres 2014 gestarteten Euro-VINorm entwickelte sich auch das Nutzfahrzeuggeschäft im ersten Halbjahr weitgehend stabil. Der VDA erwartet für die Zulassungen in Deutschland ein Plus von 1 Prozent bei schweren Nutzfahrzeugen über 6 Tonnen und 4 Prozent bei der leichten Kategorie. Die Hersteller von Kaltfließpressteilen profitieren ebenfalls von der hohen Nachfrage, die von der Automobilindustrie generiert wird und erzielten im ersten Quartal 2014 mit knapp 62.600 Tonnen ebenfalls einen Rekord. Das Mengenwachstum gegenüber dem Vorjahresquartal lag bei 19,2 Prozent, die Umsätze stiegen um 11,3 Prozent. Abseits der Straßenfahrzeuge entwickeln sich die Kundenmärkte der Gensenkschmieden allerdings sehr divergent. Die schwächste Konjunktur verzeichnen die Hersteller von Bau- und Baustoffmaschinen, deren Nachfrage nach im Gesenk geschmiedeten Teilen im Jahr 2013 um 26 Prozent zurückgegangen ist. Damit hat sich dieser Absatzmarkt seit Anfang 2012 nahezu halbiert. Angesichts dieser Entwicklung ist das Plus von 6,2 Prozent laut IMU-Verbandsstatistik im ersten Halbjahr 2014 kaum nennenswert. Die Lieferungen an die übrigen Bereiche des Maschinenbaus sind mit Ausnahme des Agrarsektors, der ein Minus von 6,5 Prozent verzeichnet, ebenfalls in der Größenordnung 6 Prozent im Plus. Vielleicht darf dies als Hoffnungsschimmer gewertet werden, dass die Investitionsneigung in den nächsten Monaten zunimmt, wenngleich die Banken 60 SchmiedeJOURNAL September 2014 trotz ausreichender Liquidität weiterhin zögern, risikobehaftete Großprojekte zu begleiten. Von anziehenden Investitionen würden auch die Freiformschmieden und Hersteller gewalzter Ringe profitieren, die bisher mit eher unsicheren Aussichten und hohen Volatilitäten konfrontiert sind. Die unterschiedlichen Kundenmärkte des Maschinen- und Anlagenbaus entwickeln sich weiterhin uneinheitlich, allerdings insgesamt mit Wachstumstendenz. Im ersten Quartal 2014 erzielten die Freiformschmieden und Ringwalzwerke einen Produktionszuwachs von 12,6 Prozent, das Umsatzwachstum lag bei 7,7 Prozent. Insgesamt hat das Jahr 2014 für die Massivumformung erfreulich begonnen. Das spiegelt sich auch in der Einschätzung der Geschäftslage der Branche wider. Dagegen sind die Erwartungen für das dritte Quartal eher zurückhaltend und nur geringfügig optimistischer für das vierte Quartal. Die Stimmung ist weiterhin von Skepsis oder zumindest Vorsicht geprägt. Zwar spielen die Finanzmarktrisiken derzeit eine eher untergeordnete Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung, dafür dominieren Bilder bewaffneter Konflikte die Medien. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass darin auch konjunkturelle Risiken liegen. Trotzdem darf erwartet werden, dass die Unternehmen der Massivumformung in Deutschland ihre Produktion im Jahr 2014 um 4 Prozent steigern können. Negativen Einfluss auf die Stimmung nimmt auch die Energiepolitik. Nachdem die europäische Wettbewerbskommission Ende 2013 Bedenken gegen das deutsche Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energie (EEG) angemeldet hatte und dabei insbesondere die Entlastungen der Industrie vor den Förderkosten (EEG-Umlage) als unerlaubte Beihilfe eingestuft hatte, haben sich die Kommission und die Bundesregierung inzwischen auf einen Kompromiss verständigt, sodass das reformierte EEG am 1. August 2014 in Kraft treten konnte. Wäre diese Einigung nicht rechtzeitig gelungen, wären die Industrieentlastungen zumindest im Jahr 2015 erheblich gefährdet gewesen. In Zukunft werden also weiterhin Ausnahmen von der EEG-Umlagezahlung möglich sein, allerdings nur für Branchen, die als strom- und handelsintensiv angesehen werden. Zu diesen Industrien zählt die Massivumformung derzeit nicht, da die nötigen Import-Export- Daten in der amtlichen europäischen Statistik fehlen. Es besteht jedoch noch Hoffnung, dass die Massivumformung auf der Branchenliste der EU-Beihilfeleitlinien ergänzt werden kann. Der Deutsche Bundestag hat jedenfalls die Bundesregierung aufgefordert, die Branche dabei zu unterstützen. Solange diese Nachlistung noch nicht erfolgt ist, greift eine Bestandsschutzregelung für Unternehmen, die im Jahr 2014 eine EEG-Entlastung in Anspruch nehmen. Gleichwohl führt das reformierte EEG 2014 zu Kostensteigerungen für die betroffenen Unternehmen, die den internationalen Wettbewerb, besonders innerhalb Europas beeinträchtigen können. Die Bundesregierung muss daher dringend weitere Reformschritte einleiten, die eine echte Kostenbegrenzung bewirken. n Spektrum Dipl.-Kfm. Holger Ade
SchmiedeJOURNAL
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