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2013-09-Schmiede-Journal

Kommentar Connecting Networkers – by Acting! SchmiedeJOURNAL September 2013 3 “The time is running, products are changing rapidly…“, “Product innovation times are noticeably decreasing…“. That same old story: “Spend more money on research! Production research in Germany is simply not visible enough…,“ has come to mind more and more in recent days, in my opinion! Research and development that is close to the market is surely laying the economic grounds for the corporate success of tomorrow. That is generally true in many cases. In the above quoted, clear manner, this statement actually does not apply to the current situation of numerous markets and production engineering initiatives in Germany! Netzwerker verbinden – mit der Tat! Prof. Dr.-Ing. Mathias Liewald MBA ist Leiter des Instituts für Umformtechnik (IFU) der Universität Stuttgart. „Die Zeit läuft, die Produkte verändern sich so schnell…“. „Die Innovationszeiten unserer Produkte werden sichtbar kürzer…“. Das alte Lied: „Mehr Geld in die Forschung! Die Produktionsforschung ist in Deutschland einfach zu wenig sichtbar…“, wird in den letzten Tagen wieder lauter, wie ich meine! Sicherlich bereitet marktnahe Forschung und Entwicklung den wirtschaftlichen Boden für den Unternehmenserfolg von morgen. Grundsätzlich gesehen stimmt das in vielen Fällen. In der oben zitierten, deutlichen Weise stimmt diese Aussage für zahlreiche Märkte und Initiativen der Produktionstechnik in Deutschland in der aktuellen Situation eigentlich nicht! Der Besuch von Konferenzen im Ausland, dortige Besuche von produzierenden Unternehmen, als auch vertiefte Diskussionen mit Verbandsorganisationen lassen auch unter akademischem Blickwinkel erkennen, dass dort das Zusammenwirken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie hier im deutschen Sprachraum. Das sollte genutzt werden! Zahlreiche Initiativen für die aktuellen Rahmenprogramme der EU erfolgten in den letzten Jahren stets in kompetenten Netzwerken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, nicht zuletzt durch tatkräftige Unterstützung aus dem hiesigen Maschinen- und Automobilbau. Solche gemeinsam umgesetzten Entwicklungsprogramme lassen erkennen, dass die frühen Initiativen und Impulse häufig von Seiten der Industrie und Wirtschaftsverbände im Diskurs mit der Wissenschaft entstehen. Solche identifizierten Handlungsbedarfe beeinflussen inhaltlich oftmals die Beantragung weitergehender Forschungsprogramme zum Beispiel auf der Ebene des BMBF oder BMWi. Andererseits ergreifen verschiedene Ressorts dieser Ministerien beispielsweise im Hinblick auf die Produktionsforschung 2020 oder die generelle Mobilität in urbanen Strukturen zunächst die Initiative und lassen sich vorab von akademischer Seite forschungsstrategische Handlungsbedarfe herausarbeiten, um dann gezielte Programme unter späterer Beteiligung von Industrie und Handwerk einzusteuern. Alles in allem keine schlechte Ausgangssituation, wenn man „Vorwettbewerbliches“ vom individuellen Erfolgsrezept im Miteinander am Markt zu trennen versteht. Für den Mittelstand und auch zahlreiche Institute an Technischen Universitäten im deutschsprachigen Raum stellt sich nun konkret die Frage: Wie können solche Netzwerke für die Sache und zum Vorteil der Unternehmen nutzbar gemacht werden? Zunächst ist darauf mit der Mitwirkung in der industriellen Gemeinschafsforschung zu antworten. Die AIF (Allianz Industrieforschung) als Einrichtung des Bundes steht seit Jahren für ein industriegetragenes Innovationsnetzwerk zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Mittelstand. National wurde in den letzten Jahren die Forschungsinitiative ZIM (Zentrales Investitionsprogramm Mittelstand) sehr gut angenommen, um praxisnahe Entwicklungen zeitnah umzusetzen. Die Förderkonzepte PROinno II und KMU innovativ bilden ebenfalls interessante Modelle der Gemeinschaftsforschung. Mehr noch: Stiftungen, andere Förderprogramme des Bundes und auch viele Initiativen auf europäischer Ebene verfügen über recht breit gefasste Ausschreibungen, zu denen förderfähige Ideen nahezu jederzeit eingereicht werden können. Neben öffentlichen Geldern für Forschung zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen gibt es heute zahlreiche weitere Möglichkeiten, die eigene strategische und/oder wirtschaftliche Position im Markt zu verbessern: durch Schnelligkeit in Kombination mit Wissen. Genau hier beginnt demnach die eigentliche Führungsaufgabe, insbesondere für Produktionstechnologien mit einem hohen Investitionsbedarf in Verbindung mit existenziellem Erfahrungswissen. Führungskräfte in der Umformtechnik sind demnach in besonderer Weise gefordert, sich lokaler und internationaler Netzwerke zu bedienen. Hilfestellungen und Chancen dafür muss man heute nicht lange suchen: Zahlreiche Konferenzen, mit jeweils eigenem, fachlichen Profil werden bereits seit Jahrzehnten organisiert und ergänzen speziellen Workshops zu Weiterentwicklungen bestimmter Technologien. User-Konferenzen aller namhaften Software-Entwickler für die Simulation umformtechnischer Verfahren kommen hinzu. In den letzten Jahren wird die Bedeutung fundierter Kenntnisse in der Modellierung und Berechnung von Umformvorgängen besonders deutlich: Diese Veranstaltungen verzeichnen stark wachsende Besucherzahlen. Nicht zuletzt hinsichtlich der stets im Sommer von der Bundesregierung publizierten Zahlen zum Fachkräfte- und Ingenieurmangel in Deutschland gilt: Direkte Kontakte zu den Fachgruppen in den Verbänden oder zu den Instituten der Technischen Universitäten helfen, individuelle Netzwerke und Möglichkeiten aufzubauen, technologische Neuentwicklungen vertraulich zu bearbeiten oder eigene Nachwuchskräfte für spätere Fach- oder Führungsfunktionen zu akquirieren. Die Ausrichtung verschiedener Technischer Universitäten in Deutschland (Zusammenschluss der TU9), studentische Arbeiten auch in der Industrie zuzulassen, birgt weitere Ansatzpunkte, einen direkten Kontakt zu Studierenden aufzubauen. Zusammenschlüsse von interessierten Unternehmen im Umfeld eines Instituts und spezielle Kontaktmessen mit Studierenden, Forschungskooperationen mit mehreren Unternehmen auf vorwettbewerblicher privater Basis bieten weitere Potenziale, um Fachwissen mit Schnelligkeit am Markt effizient zu verbinden! Netzwerke gibt es also reichlich – nutzen wir sie! Unverkennbar liegt darin ein großer strategischer Vorteil für Hochlohnstrukturen: Wissen schneller zu nutzen und umzusetzen als andere! Netzwerke schaffen Nutzen, in der Tat! Jedoch nur mit der Tat! n


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