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massivUMFORMUNG September 2017

KUNST UND KULTUR zu erhalten. Lüpertz malte den Trichter zudem und erlaubte dem Verein, davon 120 Siebdrucke anfertigen zu lassen. Durch den Verkauf der Bilder eines der renommiertesten Künstler Deutschlands kamen damals 75.000 D-Mark zusammen, Restaurierungskosten für den Trichter und Startkapital für das Kettenschmiedemuseum. Heute steht der Trichter unter Denkmalschutz und gilt als Wahrzeichen der 22.000-Einwohner Stadt. Die Außenmauern des ehemaligen Strohlagers der Papierfabrik Foto: Gerd Nolte Foto: Norbert Muczka GESCHICHTE DER KETTEN IN FRÖNDENBERG Die Geschichte der Fröndenberger Kettenherstellung begann um 1830. Damals stellte das Iserlohner Drahtwalzwerk nicht nur selbst Ketten her, sondern ließ diese auch in Heimarbeit fertigen. Im Möhnetal gab es neben einigen Arbeitern, die das ganze Jahr in der Fabrik oder zu Hause schmiedeten, zahlreiche kleine Landbesitzer und Bauern, die dem Gewerbe überwiegend in der schlechten Jahreszeit nachgingen. „Viele Fröndenberger Landwirte fanden als Heimkettenschmiede ein lohnendes Nebeneinkommen zu ihrer Landwirtschaft“, erklärt Norbert Muczka. Der ehemalige Stadtbaurat in Fröndenberg war einer der Mitinitiatoren des Kettenschmiedemuseums. Mit zunehmender Industrialisierung gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber immer mehr Fabrikarbeit. 1858 gründete Wilhelm Prünte jr. die erste Kettenschmiede in Fröndenberg. Ab 1866 wurden dann viele weitere Kettenfabriken errichtet. Die Erzeugnisse gingen in alle Welt und begründeten Fröndenbergs Ruf als „Stadt der Ketten“. Deren Spezialität waren extra… dicke Spezialketten, die ebenfalls im Museum zu sehen sind. Mit zehn Zentimetern Durchmesser kamen sie vor allem als Schiffs- und Ankerketten zum Einsatz. „Kettenkrisen“ wurden 1929 durch die Weltwirtschaftskrise und 1932 durch die Inflation verursacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg florierte die Kettenproduktion dann wieder, bis sie in den 1980er Jahren unter anderem durch den internationalen Markt nicht mehr konkurrenzfähig war. Die Kettenschmieden, die mehr als 100 Jahre das Bild der Ruhrstadt prägten, sind seitdem verschwunden. „Zur Blütezeit blieben ebenfalls erhalten, 2007 wurde in diesem Forum neben dem Museum der Veranstaltungsort „Kulturschmiede“ eröffnet. Das Museum ist zugleich die Außenstelle des Fröndenberger Standesamtes. Im Schein von 300 Teelichtern vor dem flackernden Schmiedefeuer haben bislang mehr als 660 Paare den Bund fürs Leben geschlossen. Sie können hier direkt nach der standesamtlichen Trauung gemeinsam mit einem Schmied ein Hochzeitskettenglied fertigen. der Kettenindustrie gab es in Fröndenberg mehr als 4.000 Arbeitsplätze in der Kettenproduktion. In dem Ort hatte damals nahezu jeder damit zu tun“, sagt Muczka. Der letzte noch in Fröndenberg ansässige Produzent, das Prünte Kettenwerk, wurde 2004 von der HEKO Ketten GmbH aus Wickede übernommen. Kettenschmiedemuseum Fröndenberg/Ruhr Himmelmann-Park Ruhrstraße 12 58730 Fröndenberg www.freu-dich-auf-froendenberg.de Öffnungszeiten: April bis Oktober an jedem Samstag und Sonntag sowie an allen Feiertagen von 10 bis 16 Uhr. Führungen außerhalb dieser Öffnungszeiten nach vorheriger Terminvereinbarung unter +49 2303 82004 oder +49 171 7092963 oder norbert-muczka@t-online.de 86 massivUMFORMUNG | SEPTEMBER 2017


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