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massivUMFORMUNG September 2016 01

MENSCHEN UND WERTE gemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ), deren Sprecher er bis März dieses Jahres war. Die ArGeZ vertritt rund 9.000 Zulieferunternehmen in Deutschland. Insbesondere das Thema Cost Breakdown, die klare Kostenaufschlüsselung und Kostenzuordnung, hat Dr. Tutmann für den WSM über viele Jahre professionell nach innen und außen zum Nutzen der vielen Zulieferer auch gegen große Widerstände marktmächtiger Abnehmer( Branchen) betreut. Diese Plattformen für den Wissens- und Erfahrungsaustausch rief Dr. Tutmann ins Leben und konnte die Teilnehmer durch Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit zur regelmäßigen Mitarbeit motivieren. Nicht zuletzt ist die Akquise der vielen Schweizer Mitglieder ein Verdienst des langjährigen Geschäftsführers. SCHLAGKRÄFTIGE NEUE EUROFORGE Unter Dr. Tutmann hat der IMU die internationale Vernetzung stark vorangetrieben und damit den Globalisierungsprozess der Mitgliedsunternehmen nachhaltig unterstützt. Sein 16-jähriges Amt als Generalsekretär von EUROFORGE trug besonders dazu bei. Im Jahr 2000 war er maßgeblich an der Neugründung der Dachorganisation der europäischen nationalen Verbände für die Massivumformung in Paris beteiligt. Seit dieser Zeit beflügelten Kongresse, Arbeitsgruppen und internationale Kontakte die Branche. Die Arbeitskreise Schweizer Schmieden und Hatebur Users bieten ebenfalls Mehrwerte. 2014 organisierte EUROFORGE den International Forging Congress (IFC) in Berlin mit 750 Konferenzbesuchern aus 30 Nationen. BENCHMARKING FÜHRT ZU STRUKTURIERTER WEITERBILDUNG Nicht zuletzt als Folge der Globalisierung wurden die Geschäftsbeziehungen der Mitgliedsunternehmen immer internationaler. Bereits 1996 initiierte der IDS auf Initiative Dr. Tutmanns ein erstes internationales Benchmarking Projekt, an dem 56 Firmen aus Europa, Japan und den USA teilnahmen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der japanischen Schmiedeindustrie war dem Verband wichtig, da die japanische Autoindustrie Anfang der 1990er-Jahre als Maß allen Wettbewerbs galt. Wesentliche Erkenntnis des Benchmarks: Der Erfolg der Japaner waren die hohe Kompetenz und die Motivation der Mitarbeiter in den Betrieben. Daraus ergab sich der Impuls für die Gründung der Schmiede- Akademie 1997. Ziel war es, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter in den Mitgliedsunternehmen zu verbessern. Dr. Tutmann war bereits 1988 Initiator der Gründung des Labors für Massivumformung (LFM) an der Fachhochschule Südwestfalen. Mit regelmäßig verliehenen Auszeichnungen wie dem Otto-Kienzle- Preis für herausragende Forschungsarbeiten ermutigt der IMU nach wie vor insbesondere junge Wissenschaftler, praxisnah im Bereich der Massivumformung zu forschen. GEMEINSAME FORSCHUNG VORANTREIBEN Dass Vernetzung und Gemeinschaftsforschung Triebfeder für Innovationen sind, erkannte der Verband früh. 2003 war er wesentlich an der Gründung der German Cold Forging Group (GCFG) beteiligt, der gemeinsamen Organisation des IMU und des Deutschen Schraubenverbands. Ziel ist es bis heute, die Technologie der Kaltmassivumformung zu fördern und Aktivitäten von wissenschaftlichen Forschungsinstituten und mittelständischer Industrie zu koordinieren. Bei der 2013 gegründeten Initiative Massiver Leichtbau handelt es sich erstmals um eine Zusammenarbeit in der kompletten Prozesskette bei Langprodukten zwischen Herstellern und Komponentenlieferanten. Beteiligt waren bei der Gründung 15 Massivumformer und neun Stahlhersteller unter der Schirmherrschaft des Industrieverbands Massivumformung und des Stahlinstituts VDEh. Die beiden Studien zum Leichtbaupotenzial eines Mittelklassewagens (2013) und eines leichten Nutzfahrzeugs (2015) haben weit über die Branche hohe Beachtung gefunden. Die ermittelten Gewichtseinsparungen gelten als wegweisend und zeigen, wie Synergien klare Wettbewerbsvorteile zu konkurrierenden Fertigungsverfahren und Werkstoffen schaffen. Die gute Beteiligung der Mitgliedsunternehmen am gemeinsamen Branchenauftritt bei der Hannover Messe dokumentiert, wie sehr die Firmen durch das Netzwerk des IMU profitieren. Der Verband vermittelt den Betrieben hier internationale Kontakte und bietet die professionelle Präsentation in der Öffentlichkeit. GESCHÄTZTER CHEF Als Persönlichkeit hat Dr. Tutmann durch Ideen, Initiativen und Tatkraft viele Entwicklungen ausgelöst und vorangebracht. Als Chef wurde er von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Hagener Verbandshaus geschätzt. Sie beschreiben ihn als in hohem Maße loyal, ausgleichend und vermittelnd. Der Netzwerker mit diplomatischem Geschick war auch als Vorgesetzter stets offen für Argumente und Diskussionen auf Augenhöhe und gilt als guter Zuhörer. Treffende und persönliche Worte fand Dr. Springorum am Ende seiner Verabschiedungsrede: „Lieber L., du hinterlässt einen finanziell gesunden Verband, den du mit Herzblut, Kompetenz, Verstand und Weitsicht geführt hast, wofür wir dir nur danken können.“ 90 massivUMFORMUNG | SEPTEMBER 2016


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