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massivUMFORMUNG März 2017

IM FOKUS Bild 1: Hindernisse bei der Umsetzung von Industrie 4.0 Bild: Wirtschaftswoche Nov 2016 ÜBERFORDERUNG DES MITTELSTANDS In einer Studie der Agentur ARITHNEA 1 im Auftrag der Wirtschaftswoche wird folgendes festgestellt: Von etwa 1.500 befragten Unternehmen geben 40 Prozent an, dass erste Projekte umgesetzt sind, 16 Prozent melden, dass erste Schritte geplant sind, und nur 2 Prozent nennen das Vorliegen einer Strategie. Besonders augenfällig ist die Antwort auf die Frage nach den Hindernissen (Bild 1). Darauf antworten mit der Möglichkeit einer Mehrfachnennung 68 Prozent der Befragten mit fehlenden Personalressourcen, 56 Prozent scheitern bislang an einem zu hohen Budgetbedarf. 34 Prozent berichten, dass das Thema zu umfangreich und komplex ist und daher kaum organisiert werden kann, 32 Prozent führen mangelndes Knowhow als Ursache an, für 20 Prozent der Befragten sei die Organisation zu stark und noch 14 Prozent nennen die fehlende Änderungskultur im Unternehmen als Hindernis. Wer glaubt, dass ein IT-Spezialist die digitale Transformation in der Umform beziehungsweise Fertigungstechnik erfolgreich bewältigen kann, irrt gewaltig: „Ein Umformtechniker versteht nichts von Datenverarbeitung und ein IT-Spezialist nichts von Umformtechnik!“ Die digitale Transformation erfordert Prozesswissen der Fertigungstechnik, gepaart mit Datenmanagement und IT-Power. Darüber hinaus sind neben erheblichen Investitionen in die Datenverarbeitung auch Veränderungen in der Bereitschaft zur externen Zusammenarbeit grundlegend erforderlich. Hier kann nur sehr deutlich herausgearbeitet werden, dass die Beschäftigung mit Industrie 4.0 Chefsache sein muss und „top down“ durch alle Abteilungen im Unternehmen geschult und gelebt werden muss. Aus den Erfahrungen diverser Beratungsaufträge erkennen wir, dass es sinnvoll ist, wenn das Unternehmen zunächst eine eigene Strategie entwickelt und damit eine eigene Formulierung Bild 2: Digital-Messschrauben in einem KFP Mehrstufenwerkzeug Bild: Consenses zum Thema Industrie 4.0 vorgibt, verbunden mit einem mehrjährigen Umsetzungsplan inklusive entsprechender Budgetplanung. Externe Dienstleistungen und Schulungen werden die Mitarbeiter motivieren, sich des Themas intensiv anzunehmen. GESTALTUNGSHILFEN ZUR ERFOLGREICHEN ANWENDUNG VON INDUSTRIE 4.0 IN DER MASSIVUMFORMUNG Die Überforderung des Mittelstands nennt drei wesentliche Gründe: • kein oder zu wenig geeignetes Personal • zu geringes Budget • das Thema Industrie 4.0 ist kaum zu organisieren und zu komplex Der Komplexität kann man entgehen, indem man mit einem Werkzeug für die Umformung beginnt, im Sinne eines Leuchtturmprojekts. Ist dieses erfolgreich, kann das Projekt auf andere Werkzeuge, auf die Maschine oder auf die ganze Fertigungszelle übertragen werden. Am Beispiel: Ein mehrstufiges Werkzeug wird durch das Einbringen von Sensoren der Firma CONSENSES das Zug- und Druckverhalten mehrerer Schrauben eines Schließdeckels gemessen und analysiert (Bild 2). Durch konstruktive und bauliche Veränderungen werden die Zugkräfte reduziert. Als Resultat stehen die Verbesserung der Standzeiten und der Produktqualität sowie letztendlich der Overall Equipment Effectiveness (OEE) der Umformpresse. Bild 3 zeigt die Aufzeichnung der Kraftsignale. Durch eine Veränderung der Werkzeugmontage konnte eine Verbesserung der Pressennutzung erreicht werden. Anhand dieses einfachen Beispiels wird gezeigt, dass Komplexität beherrscht werden kann, indem sie gar nicht erst aufgebaut wird. Die Weiterentwicklung der digitalen Messdatenerfassung bis zur Synchronisierung der Pressensteuerung bei Echtzeitmessung stellt dann die konsequente Anwendung dar. 26 massivUMFORMUNG | MÄRZ 2017


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